Heute stelle ich dir ein interessantes kleines Buch vor, das sich mit einem Thema beschäftigt, das mir in meinem Leben immer wieder begegnet:
Caroline Ebert: Ganzheitliches Augentraining. Effektive Sehübungen nach der Bates-Methode.
Darmstadt 2013
Die Autorin
Caroline Ebert ist Augenoptikermeisterin und ganzheitliche Augentrainerin. In ihrer Augenschule Eyeland bietet sie kinesiologische Sitzungen, energetische Behandlungen sowie Trainings für Personen mit Augenproblemen aller Art an. Darüber gibt sie Unternehmen regelmäßig Augenschulungen für am Bildschirm tätige Mitarbeiter.
Der Klappentext
„Wer dachte, dass Nasenfahrrad oder Kontaktlinsen für immer zum unfreiwilligen Accessoire geworden sind, der irrt: Mit einfachen Übungen kann das Sehpotenzial voll ausgeschöpft und die Sehkraft verbessert werden. Wie das geht, zeigt die erfahrene Augentrainerin und Optikerin Caroline Ebert in diesem Buch. Anhand eines siebenstufigen Anleitungs- und Übungsprogramms lernen Sie, wie Sie Ihre Augen entspannen und trainieren können. Egal, wie lange Sie schon eine Sehhilfe brauchen – mit diesen Übungen können Sie im Handumdrehen die Leistungsfähigkeit Ihrer Augen erhöhen!“
Das Buch
Das Buch beinhaltet nach einem Vorwort Überlegungen zu der Frage, was ein ganzheitliches Augentraining ist und wie es funktioniert. Es folgen Ausführungen zu Fehlsichtigkeiten wie Kurzsichtigkeit (Myopie), Weitsichtigkeit (Hyperopie), Hornhautverkrümmung (Presbyopie), Schielen (Strabismus), Mischformen dieser Fehlsichtigkeiten und deren Hintergründe aus ganzheitlicher Sicht sowie zu Glaubenssätzen und Verhaltensmustern hinsichtlich Sehen und Sehkraft.
Der Hauptteil beschäftigt sich mit sieben Schritten zur Verbesserung des Sehvermögens:
1. viel Bewegung für die Augenmuskulatur,
2. eine natürliche, entspannte Körperhaltung und Schulter- und Nackenmuskulatur,
3. ruhige und entspannte Atmung,
4. eine vitaminreiche, ausgewogene Ernährung,
5. viel natürliches Tageslicht,
6. eine gute psychische Verfassung und
7. eine gute Vorstellungskraft.
Es folgen Ausführungen zur Augenkinesiologie und ein Nachwort.
Wesentliche Inhalte
Caroline Ebert schreibt im Vorwort: „In unserer visuell dominierten Gesellschaft sind die Augen die wichtigsten Sinnesorgane. (…) Deshalb ist es so wichtig und sinnvoll, sich um die Gesundheit und das Wohlbefinden der Augen zu bemühen. Widmet man der Gesunderhaltung seiner Augen jeden Tag nur ein paar Minuten Aufmerksamkeit, können Fehlsichtigkeiten aller Art verbessert werden.“
Zum ganzheitlichen Augentraining führt die Autorin aus: „Für die Erfolgsaussichten des Trainings spielt es keine Rolle, wie dick Ihre Brille ist oder wie lange Sie schon eine Sehhilfe tragen. Vielleicht dauert es ein wenig länger, wenn Sie sehr stark kurz- oder weitsichtig sind, bis Sie am gewünschten Ziel sind. Aber für den Trainingserfolg ist es in erster Linie wichtig, dass Sie Ihre Sehkraft verbessern möchten und dieses Ziel auch voller Energie und Tatkraft verfolgen. Trotzdem ist es interessant zu wissen, wann Sie Ihre erste Brille bekommen haben, denn in dieser Lebensphase haben Ihre Augen beschlossen, nicht mehr so genau hinsehen zu wollen. Dies kann nämlich schon Aufschluss darüber geben, welches Thema hinter der Fehlsichtigkeit steckt. (…). Ganzheitliches Augentraining steht nicht im Widerspruch zu den schulmedizinischen Ansichten über Fehlsichtigkeiten. Die anatomischen Grundlagen decken sich. Nur die hinter den Sehschwächen liegenden Ursachen unterscheiden sich.
Nehmen wir zum Beispiel die Kurzsichtigkeit: Medizinisch wird sie damit begründet, dass der Augapfel zu lang ist oder dass die Brechkraft von Linse, Hornhaut und Glaskörper zu hoch ist. Beides hat zur Folge, dass das einfallende Licht zu stark gebündelt wird. Aufgrund dessen entsteht das Bild eines betrachteten Objektes nicht auf der Netzhaut sondern davor, und es ist deshalb unscharf. Im ganzheitlichen Augentraining geht man davon aus, dass die eben erwähnte Längenzunahme des Augapfels eine psychische Ursache hat. (…).
Der Augapfel ist umgeben von sechs äußeren Augenmuskeln, zwei schrägen und vier geraden. Diese Muskeln bewegen das Auge. Wenn sich die Augenmuskeln aber durch Anspannung verhärten oder verspannen, sind sie in der Lage, das Auge zu verformen. Je nach Anspannung können sie also auch den Augapfel in die Länge ziehen. Dies bedeutet aber auch: Wenn es gelingt, die Muskelanspannungen zu lösen, kann der Augapfel wieder seine ursprüngliche Form annehmen. Die Verspannungen können durch gezieltes Training der Augenmuskulatur und durch regelmäßige Entspannungsübungen gelöst werden, oder indem man die psychische Ursache ausfindig macht und behebt, die einst dazu geführt hat, dass sich die Muskeln angespannt haben. Besonders effizient ist eine Kombination aus beidem.
Durch Augenkinesiologie kann man die psychischen Hintergründe der Muskelverspannungen im Auge herausfinden und auflösen. In der Augenkinesiologie geht man davon aus, dass hinter jedem Augenleiden oder jeder Fehlsichtigkeit ein seelisches Problem steckt, das angeschaut werden möchte. Diese Botschaft der Seele möchte wahrgenommen und angenommen werden. Dann kann sich auch auf der physischen Ebene Veränderung zeigen.“
Die im Buch vorgestellten Übungen zum Augentraining gehen auf den amerikanischen Augenarzt Dr. William Horatio Bates (1860 – 1931) zurück. Dieser wollte etwas gegen die zunehmende Fehlsichtigkeit bei Jugendlichen unternehmen. „Seiner Meinung nach zwingen Brillen die Augen zu einer visuellen Faulheit, weil die Augen sich nicht anstrengen müssen, um scharf sehen zu können. Die Augen von Menschen, die Sehhilfen tragen, bewegen sich nach Ansicht Bates´ weniger als die von Menschen ohne Brille.“
Zu den Fehlsichtigkeiten und ihren Hintergründen schreibt Ebert bei der Kurzsichtigkeit: „Vereinfacht gesagt ist der Augapfel eines kurzsichtigen Auges zu lang. Das Bild des betrachteten Objektes, das durch die Brechung des Lichts auf der Netzhaut entstehen sollte, wird vor die Netzhaut ´projiziert` . Daher erscheint es unscharf. Ist dieses Bild nur ein Millimeter vor der Netzhaut, besteht bereits eine Kurzsichtigkeit von -3,0 dpt.
Wie bereits angedeutet, erklärt die Schulmedizin Kurzsichtigkeit mit dem Wachstum des Augapfels in die Länge. Lösen wir uns nun von dem Gedanken, dass ein ´kurzsichtiges Auge` einfach zu lang gewachsen ist. Aus der Kinesiologie ist bekannt, dass sich Blockaden in Muskeln festsetzen – also auch in den sechs Augenmuskeln, die den Augapfel umgeben. Aufgrund dieser Blockaden können sich die Augenmuskeln so stark verkrampfen, dass sie den Augapfel verformen und dabei auch in die Länge ziehen können. Bei einer Kurzsichtigkeit von -1,0 dpt ziehen die Muskeln den Augapfel nur um 0,333 Millimeter nach hinten. Löst man die zugrunde liegende Blockade in den Muskeln auf, entspannen sich diese, und der Augapfel kann seine ursprüngliche Form wieder annehmen.“
Es folgt eine Übung zur Lockerung der äußeren Augenmuskeln und die Besprechung der weiteren Fehlsichtigkeiten, ihrer Hintergründe und eine Übung zur Stärkung des Ziliarmuskels.
In dem Kapitel zu Glaubenssätzen und Verhaltensmustern findet sich eine Liste mit den gängigsten Glaubenssätzen zum Thema Augen und Sehen wie z.B.: „Je älter man wird, desto schlechter werden die Augen“. Dann folgen ein Ritual zur Transformation von Glaubenssätzen und Listen von heilenden Glaubensmustern zur Sehfähigkeit allgemein (z.B.: „Ich kann meine Sehkraft verbessern.“), positive Glaubenssätze bei Kurz-, Weit- und Alterssichtigkeit, Affirmationen bei Hornhautverkrümmung und unterstützende Glaubenssätze beim Schielen.
Zu den sieben Schritten zur Verbesserung des Sehvermögens schreibt die Optikerin: „Aus den Forschungen des amerikanischen Augenarztes Dr. Bates, Entwickler des Augentrainings, und den Folgearbeiten der von ihm ausgebildeten Sehlehrer geht hervor, dass bestimmte Voraussetzungen die Regeneration eines fehlsichtigen Auges begünstigen. Die hier aufgeführten sieben Schritte habe ich aus diesen Grundvoraussetzungen für gesunde Augen abgeleitet.“ Da die Schritte nicht aufeinander aufbauen, kannst du mit dem Schritt beginnen, der dir gerade am wichtigsten erscheint. Wichtig ist dabei, wieder auf deinen Körper hören zu lernen. Das ganzheitliche Augentraining ist damit ein Weg, den du individuell gehen kannst.
Was ist Augenkinesiologie?
Die Augentrainerin schreibt: „Die Kinesiologie wurde vor ca. 50 Jahren von dem amerikanischen Arzt und Chiropraktiker Dr. George Goodheart entwickelt. Kinesiologen gehen davon aus, dass Muskelverspannungen Rückmeldungen über den funktionellen Zustand des menschlichen Körpers liefern. Zeigen Augentraining, Entspannungsübungen und Ernährungsumstellung keinen oder nur mäßigen Erfolg, kann man durch Augenkinesiologie tiefer gehen. Hinter jeder Fehlsichtigkeit steckt eine seelische Ursache, sozusagen eine Botschaft des Körpers. Diese ist von Mensch zu Mensch verschieden. Jeder entscheidet selbst, warum er nicht mehr so genau hinsehen möchte. Durch kinesiologische Arbeit können die Gründe dafür individuell aufgespürt werden. In der Kinesiologie geht man davon aus, dass der Körper selbst am besten weiß, was ihn stört bzw. blockiert und was ihm weiterhilft.“
Meine Meinung
Caroline Ebert schreibt, dass sie die Effekte des Augentrainings selbst bestätigen kann.
Durch das regelmäßige Training ihrer Augen und drei kinesiologische Sitzungen verbesserte sich ihre Sehkraft: Ihre Kurzsichtigkeit reduzierte sich auf dem einen Auge von -2,75 auf -0,75 und auf dem anderen von -1,75 auf -0,25 Dioptrien. Vorliegende Hornhautverkrümmungen von -0,5 und 0,5 Dioptrien seien schon nach einer kinesiologischen Sitzung verschwunden. Dieser Erfolg hätte sie dazu motiviert, selbst eine Ausbildung zur ganzheitlichen Augentrainerin zu absolvieren.
Schaubilder zum Aufbau des Auges mit den sechs Augenmuskeln und ein Querschnitt des Auges sowie ein skizzierter Vergleich zwischen der normalen Sicht, der Kurz- und Weitsichtigkeit sowie der korrigierten Kurz- und Weitsichtigkeit veranschaulichen die dargestellten Inhalte.
Besonders spannend finde ich die Teile zu den Fehlsichtigkeiten und ihre Hintergründe und die sieben Schritte zur Verbesserung des Sehvermögens. Dazu gehören vielfältige praktische Übungen wie z.B. das Palmieren der Augen, die Mitteübung zur Stabilisierung der psychischen Verfassung, Lockerungsübungen für Schultern und Nacken, die Schwingübung, die Atemübung für die Augen. Auch gibt die Autorin Tipps zu einer ausgewogenen und vitaminreichen Ernährung mit einer Auflistung wichtiger Nährstoffe für die Augen sowie einiger Hinweise zum Thema Körperentgiftung. Beim Thema „Licht, Farben und Formen“ finden sich wundervolle Übungen wie die Sonnen- und die Farbübung und bei der Vorstellungskraft eine Liste von Gegensätzen, die den Augen die nötige Abwechslung bescheren, z.B. Bewegung und Ruhe, zentrales und peripheres Sehen oder Licht und Dunkelheit.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang der Hinweis der Autorin, dass die sieben Schritte des ganzheitlichen Augentrainings das Ziel haben, dass du dein volles Sehpotenzial wieder ausschöpfen kannst. Daher solltest du dich nicht auf die beim Augenarzt oder Optiker gemessene Sehschärfe fixieren und deine Sehqualität ausschließlich danach beurteilen. Je mehr du deine Augen in allen beschriebenen Bereichen trainierst, desto weiter entfernst du dich vom einseitigen Sehen und das Sehen entwickelt sich zum SCHAUEN, einer anderen Art des Sehens. Beim Schauen fließen folgende Einflüsse mit in deine Wahrnehmung ein: „Farben und Formen, innere Bilder, Kreativität und peripheres Sehen. Außerdem ist das Schauen frei von Bewertungen, das eigene Gefühl wird bei diesem Prozess mit integriert, und die Augenbewegungen sind viel fließender. Beim Sehen hingegen konzentriert man sich lediglich auf das Bild, das in der Netzhautgrube abgebildet wird. Dann bewegen sich die Augen nicht gleitend, sondern eher ruckartig. Der Verstand zensiert die gesehenen Bilder, und die Umwelt wird wir durch einen Filter von Glaubensmustern betrachtet. Dann sieht ein Mensch nur das, was er sehen will. Beim Schauen hingegen ist er offen und kann dadurch viel mehr wahrnehmen – er ist urteilsfrei.“
Schwierig finde ich Eberts Ausführungen zu den tiefer liegenden Gründen von Fehlsichtigkeiten. Wenn sie schreibt: „Bei vielen Menschen mit demselben Augenleiden lassen sich gemeinsame Tendenzen in ihrer Mentalität und ihrer Lebenswirklichkeit erkennen“ und diese dann ausführt, zieht sich bei mir etwas zusammen. Sicherlich kann es lohnenswert sein, alltägliche Glaubenssätze und Verhaltensmuster einmal genauer unter die Lupe zu nehmen und kritisch zu beleuchten. Andererseits finde ich Typologien immer schwierig, da sie schnell zu einseitig und zuschreibend werden können und dies der angestrebten Lösungsorientierung zuwider laufen kann.
Caroline Ebert behauptet mit Fettdruck: „Augentraining hilft wirklich jedem“.
Voraussetzung ist hier natürlich – wie bei allen Ansätzen zur Verhaltensänderung – eine Regelmäßigkeit des Übens, mit der – ebenso allmählich wie nachhaltig – neue Gewohnheiten implementiert werden.
Zur Wirksamkeit von positiven Glaubenssätzen und Affirmationen existieren komplett widersprüchliche Überzeugungen mit entsprechenden Argumentationen. Damit kann und will ich mich an dieser Stelle nicht beschäftigen, finde es im Kontext des besprochenen Buches aber wichtig, darauf zu verweisen.
Grundsätzlich schade finde ich, dass in dem Buch weiterführende Literaturhinweise fehlen.
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Foto: Pixabay