Psychotherapie: Veränderung – Winter

Die vier Jahreszeiten – Vom Entstehen und Vergehen

 

In allen Veränderungsprozessen lassen sich unterschiedliche Phasen erkennen. Jede dieser vier Phasen hat ihre Zeit, ihre besonderen Merkmale und ihre spezifische Energie, die sie braucht, um sich zu entfalten. In jeder dieser Phasen sind wir auf unterschiedliche Art gefordert, uns den jeweiligen Aufgaben zu stellen.“

 

Die vier typischen Phasen eines Wandlungsprozesses lassen sich auch am Lauf der Jahreszeiten beobachten:

Frühling (Anfangsphase),

Sommer (Mittlere Phase),

Herbst (Abschlussphase) und

Winter (Zwischenphase).

 

Wenn im Winter alles ruht

Alles scheint wie im Schlaf. Die Natur hat sich zurückgezogen. Weder Blüten noch Blätter bilden sich aus. Weder Fortpflanzung noch Wachstum ist jetzt von Bedeutung. Die Tage in ihren blassen Farben werden von einem kraftlosen Himmelslicht und wenig Wärme bestimmt.

Doch darf man diesen Rückzug nicht mit Mangel verwechseln. Es wäre ein Irrtum zu glauben, diese Zeit sei von geringerer Bedeutung als alle anderen Phasen im Prozess des Wandels. Denn die Pracht ist wohl erloschen, doch die Informationen darüber schlummern im Verborgenen und werden an das kommende Jahr weitergegeben.

Diese Übergangszeit ist auch durch eine verstärkte Auflösungstendenz geprägt: Verwelkte Pflanzen, umgefallene Bäume und leblos am Waldboden liegende kleine Tierkörper zerfallen nach und nach in ihre atomaren Bestandteile, bis diese schließlich wieder zu Bausteinen von etwas Neuem werden. Der Brauch, Pflanzen auf ein Grab zu setzen, ist Ausdruck dieses uralten Wissens um den Transformationsprozess des Lebens.“

 

Im Rad

des Wandels steht der Winter für:

Pause,

Rückzug,

Auszeit, Rekonvaleszenz, Sabbatical,

innehalten statt durchstarten,

schlafen und schlummern,

Erinnerung und Integration,

manchmal Chaos und Verunsicherung.

 

Rückzug ist heilsam“, schreibt Tineke Osterloh. „Wie sinnvoll und notwendig eine Zeit des Rückzugs und der Reflexion ist, lässt sich auch im Alltag beobachten. Kein Mensch ist in der Lage, immer aktiv zu sein. Dass wir müde werden und schlafen müssen, ist eine Tatsache. Schlaf ist der tägliche Rückzug nach dem Ende aller Tagesaktivitäten und der damit verbundenen Rollen und Aufgaben. Schlafend sinken wir in die glückliche Freiheit der ozeanischen Tiefen des Geistes und sind auf eine köstliche Weise für kurze Zeit einfach niemand. So erholen und regenerieren wir uns. Haben wir ausgeschlafen und wachen (ohne Wecker!) auf, fühlen wir uns wie `neugeboren´.“

Was für den Schlaf im Tag-Nacht-Rhythmus gilt, gilt für den Winter im Wandel der Jahreszeiten, so wie es oben im Rad des Wandels deutlich zu sehen ist.

 

Ich meine: Lasst uns ein Stück weit in den Winterschlaf eintreten, uns ein bisschen in unsere Häuser und unser Inneres zurückziehen und zur Ruhe kommen, bevor wir dann zum Frühling hin wieder aktiver und agiler werden.

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Tineke Osterloh: Stark im Wandel. Lebensveränderungen annehmen und aktiv gestalten. München 2017

Foto: Pixabay

2 Gedanken zu „Psychotherapie: Veränderung – Winter“

  1. Vor einigen hunderttausend Jahren sollen unsere Vorfahren ja auch noch Winterschlaf gehalten haben. Immer wieder schade, wenn so schöne alte Traditionen in Vergessenheit geraten… 😉

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