Name
Nach Gienger1 trägt der Magnesit (lat. magnes) seinen Namen nach der thessalischen Landschaft Magnesia. Es ist aber nicht sicher, ob der antike weiße magnes mit dem heutigen Mineral identisch ist. Bis zur Identifikation des enthaltenen Magnesiums 1808 war es schwierig, Magnesit und Kalk abzugrenzen. Das ist in vielen Synonymen sichtbar: Bitterkalk, Bitterspat, Magnesitspat, Talkspat und andere.
Handelsnamen sind Bosnischer Meerschaum, Ivorit (elfenbeinfarben, von Ivory–Magnesite) und leider auch Howlith. Allerdings ist Howlith ein eigenes Mineral. Es sieht zwar ähnlich aus, ist aber mineralogisch völlig verschieden.
Entstehung und Vorkommen
Magnesit entsteht hauptsächlich sekundär aus der Verwitterung magnesiumhaltiger Gesteine wie z.B. Serpentin, wo er feinkörnig-dichte Gangfüllungen oder Trümmerstücke bildet.
Weiterhin bildet er sich tertiär durch die metasomatische Verdrängung von Dolomit oder als kristalline Einschlüsse bei der Regionalmetamorphose (Gesteinsumwandlung unter großem Druck) von Kalk.
Sehr selten sind primäre Kristallbildungen aus hydrothermalen Lösungen in Plutoniten (Tiefengesteine, die sich durch Erstarrung innerhalb der Erdkruste bilden) und Pegmatiten (grobkörnige Varietäten magmatischer Gesteine).
Wichtige Vorkommen finden sich in Polen, Simbabwe und den USA (sekundäre Lagerstätten), Österreich, Russland, China (tertiär) und Brasilien (primär).
Kristallsystem, Erscheinungsbild und Farbe
Magnesit bildet trigonale, eingewachsene Rhomboeder und körnige Aggregate (Kristallmagnesit), unregelmäßige Nester von spätigen Aggregaten (Spatmagnesit) oder feinkörnig-dichte Gang- und Trümmerbildungen (Gelmagnesit). Als Heilsteine sind meist Steine der letzten Art im Handel.
Magnesit ist farblos, schneeweiß, grau-marmoriert oder elfenbeinfarben. Er zeigt Glasglanz oder ist matt.
Mineralklasse und Chemie
Magnesit zählt zur Calcit-Dolomit-Aragonit-Familie und damit zur Mineralklasse der Carbonate. Er ist ein Magnesiumcarbonat. Die in der Formel MgCO3 + Ca, Fe, Mn in geringen Mengen angegebenen Stoffe Calcium, Eisen und Mangan liegen nicht immer vor. Magnesit ist oft chemisch völlig rein.
Bestimmungsmerkmale
Allgemeiner Exkurs
Außer der sichtbaren Erscheinung von Mineralien spielen objektivere Eigenschaften eine wichtige Rolle bei der Bestimmung von Edelsteinen. Einfache Bestimmungsmethoden und Unterscheidungskriterien sind u.a. das Überprüfen von
– Mohshärte,
– Dichte,
– Spaltbarkeit und
– Strichfarbe.
Die Mohshärte oder Ritzhärte „beschreibt die Widerstandsfähigkeit der natürlichen, unverwitterten Oberfläche oder der frischen Bruchstelle eines Minerals gegen das Ritzen mit harten Gegenständen. Der Wiener Mineraloge Friedrich Mohs stellte hierfür zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine Skala der relativen Härte von 1 bis 10 auf, die heute noch verwendet wird“.
So hat Diamant die Mohshärte 10, Korund 9, Topas 8, Quarz 7 (ritzt Fensterglas), Feldspat 6 (mit Stahlfeile ritzbar), Apatit 5 (mit Messer noch ritzbar), Fluorit 4 (mit Messer leicht ritzbar), Calcit 3 (mit Kupfermünze ritzbar), Gips 2 (mit Fingernagel ritzbar) und Talk 1 (mit Fingernagel schabbar).
Die Dichte oder das spezifische Gewicht gibt das Gewicht im Verhältnis zum Volumen (Rauminhalt) an. Ein Kubikzentimeter Wasser wiegt zum Beispiel 1g. Wasser hat also die Dichte 1. Wenn ein Magnesit die Dichte 3,0 – 3,12 hat, so wiegt ein Kubikzentimeter 3,0 – 3,12g.
Abhängig vom Aufbau des Kristallgitters lassen sich viele Mineralien durch Schlag oder Druck in gesetzmäßig festgelegte Richtungen spalten. Da die Spaltbarkeit durch die innere Kristallstruktur bestimmt wird, ist sie eine festgelegte, typische Größe für jedes Mineral. Die Spaltbarkeit wird in fünf Abstufungen unterschieden: ausgezeichnete, vollkommene, gute und unvollkommene Spaltbarkeit sowie fehlende Spaltbarkeit/ Bruch.
Die Strichfarbe ist für viele Mineralien charakteristischer als die Farbe. Dabei wird beim Kratzen auf unglasiertem weißen Porzellan feinstes Mineralpulver erzeugt, das bei eigenfarbigen Mineralien einen farbigen Strich hinterlässt. Das ist die sogenannte Strichfarbe.
Zurück zum Magnesit:
Der Magnesit hat die Mohshärte 4 und eine Dichte von 3,0 – 3,12. Seine Spaltbarkeit ist vollkommen. Die Strichfarbe ist weiß, die Transparenz durchsichtig bis undurchsichtig.
Verwechslungen und Unterscheidung
Aragonit, Calcit, Dolomit und andere Carbonate lassen sich in verarbeiteten Formen in der Regel nur mineralogisch durch Spaltbarkeit, Löslichkeit und Dichte unterscheiden. Howlith, ein Calcium-Silikat, ist mit dem Säuretest unterscheidbar. Dabei wird Mineralpulver in vorsichtig erwärmte 105ige Salzsäure gestreut – Magnesit zeigt eine leichte Gasentwicklung, Howlith dagegen nicht!
Fälschungen
Magnesit wird gerne als Türkis-Imitation blau gefärbt oder zum Beispiel mit Safran gelb gefärbt, um die begehrtere Elfenbeinfarbe zu erzielen. Der Nachweis ist leider nicht möglich, ohne den Stein zu zerstören.
Umgekehrt wird Magnesit wissentlich oder unwissentlich oft als Howlith verkauft. Das ist allerdings fatal, denn die Wirkungen der beiden Mineralien sind gegensätzlich: Die zentralen Mineralstoffe Magnesium im Magnesit und Calcium im Howlith sind Gegenspieler in unserem Organismus!
Verwendung und Handel
Magnesit wird als Rohstoff für Isolationsmaterial verwendet, insbesondere für feuerfeste Ziegel.
Als Schmuck- und Heilstein ist er in vielen Formen erhältlich, zum Beispiel als Trommelstein, Anhänger oder Splitterkette.
Wirkung
Nach Gienger vermittelt Magnesit Gelassenheit und Entspannung. Er soll Selbstbejahung und Selbstliebe fördern, gleichzeitig jedoch Geduld und Hingabe und vor allem die Fähigkeit hinzuhören.
Körperlich soll Magnesit den Magnesiumstoffwechsel fördern. Dadurch soll er entgiftend und krampflösend wirken und bei Migräne, Kopfschmerzen und Krämpfen innerer Organe helfen. Außerdem soll er die Blutgerinnung hemmen und dadurch die Thrombosenbildung vermindern. Auch soll er den Abbau von Fetteinlagerungen in den Gefäßen anregen. Daher soll Magnesit auch hilfreich zur Vorbeugung gegen Herzinfarkt sein.
Anwendung
Magnesit sollte mit Hautkontakt getragen oder als Edelstein-Essenz eingenommen werden.
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1Michael Gienger: Lexikon der Heilsteine. Saarbrücken 2006
Fotos: