Edelsteine: Perlen

Perlen habe ich in meiner Kindheit auch häufiger mal an den Damen meiner Familie gesehen, allerdings nur zu sehr besonderen Festen. Auch die haben mich, ehrlich gesagt, nie so vom Hocker gerissen. Und tun es, noch ehrlicher gesagt, als Schmuck bis heute nicht so wirklich.

Dennoch finde ich Perlen von ihrer Erscheinung und Entstehung her ausgesprochen faszinierend.

 

Name

Nach Gienger1 stammt der Name Perle von lat. perla und ist seit dem 9. Jahrhundert überliefert. Der Ursprung des lateinischen Namens selbst ist jedoch nicht geklärt. Er kann den Wurzeln perna = Muschel, sphae-rule = kleine Kugel oder perula = kleine Birne entstammen, zumal gerade im Mittelalter tropfenförmige, in Gold gefasste Perlen sehr beliebt als Ohrhänger waren – siehe Vermeers berühmtes Gemälde „Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge/Perlenohrring“.

Moderne Synonyme gibt es nicht. Aus dem Mittelalter stammt noch der Begriff Margarita. Bei Hildegard von Bingen bezeichnet dieser jedoch keine Perlen, sondern anorganisch gebildete Kalkkügelchen (Kalkoolith).

Poetisch werden Perlen manchmal als Engelstränen bezeichnet.

 

Entstehung und Vorkommen

Perlen entstehen in Austern artigen Meeresmuscheln, einigen Süßwassermuscheln und seltener auch in Schnecken, wenn eingedrungene Fremdkörper die Schleimhaut des Tieres reizen. Dabei wird eine Art lokale Entzündung hervorgerufen mit der Folge, dass die Muschel bzw. die Schnecke das normalerweise zum Schalenaufbau verwendetete Perlmutt rund um den Fremdkörper abscheidet. Dieser wird so eingekapselt und es bildet sich Schicht um Schicht eine Perle.

Vorkommen sind in Europa, im Persischen Golf, in Sri Lanka, Birma, China, Japan, Australien, dem Golf von Mexiko, der Karibik und in Indonesien.

 

Kristallsystem, Erscheinungsbild und Farbe

Perlen bestehen aus feinen rhombischen Aragonitblättchen um einen trigonalen Calcitkern. Beide sind mit Conchyn, einer organischen Hornsubstanz, konzentrisch um den eingedrungenen Fremdkörper verkittet. Dadurch bilden sich die rundlichen Formen.

– Die Kugelform ist am begehrtesten,

– einseitig flache, halbrunde Perlen heißen Bouton– oder Knopfperlen,

– unregelmäßig geformte Stücke werden Barockperlen genannt.

Die Farben der Perlen variieren von Rosa, Creme, Silber, Gold, Blau bis Schwarz.

Durch die schindelartige Lagerung von Aragonitblättchen und Conchynzwischenhäuten entsteht an der Perlenoberfläche der typische Perlglanz. Dieser wird auch Schmelz, Lüster oder Orient genannt. Durch Lichtbeugung entstehen manchmal auch irisierende Regenbogenfarben.

 

Mineralklasse und Chemie

Perlen zählen aufgrund des hohen Aragonit- und Calcium-Anteils (beides Calciumcarbonat) zur Mineralklasse der Carbonate. Sie setzen sich aus 95 – 96% Calciumcarbonat, ca. 1% Conchyn und 3 – 4% Wasser zusammen. Durch allmählichen Wasserverlust können sie daher auch altern und zerfallen! Sie werden zuerst matt und rissig und beginnen dann, nach und nach abzublättern. Ihre „Haltbarkeit“ wird auf durchschnittlich 100 – 150 Jahre geschätzt. Säuren, Hautschweiß, Kosmetika und Haarspray beschleunigen den Zerfall jedoch!

 

Bestimmungsmerkmale

Allgemeiner Exkurs

Außer der sichtbaren Erscheinung von Mineralien spielen objektivere Eigenschaften eine wichtige Rolle bei der Bestimmung von Edelsteinen. Einfache Bestimmungsmethoden und Unterscheidungskriterien sind u.a. das Überprüfen von

– Mohshärte,

– Dichte,

– Spaltbarkeit und

– Strichfarbe.

Die Mohshärte oder Ritzhärte „beschreibt die Widerstandsfähigkeit der natürlichen, unverwitterten Oberfläche oder der frischen Bruchstelle eines Minerals gegen das Ritzen mit harten Gegenständen. Der Wiener Mineraloge Friedrich Mohs stellte hierfür zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine Skala der relativen Härte von 1 bis 10 auf, die heute noch verwendet wird“.

So hat Diamant die Mohshärte 10, Korund 9, Topas 8, Quarz 7 (ritzt Fensterglas), Feldspat 6 (mit Stahlfeile ritzbar), Apatit 5 (mit Messer noch ritzbar), Fluorit 4 (mit Messer leicht ritzbar), Calcit 3 (mit Kupfermünze ritzbar), Gips 2 (mit Fingernagel ritzbar) und Talk 1 (mit Fingernagel schabbar).

Die Dichte oder das spezifische Gewicht gibt das Gewicht im Verhältnis zum Volumen (Rauminhalt) an. Ein Kubikzentimeter Wasser wiegt zum Beispiel 1g. Wasser hat also die Dichte 1. Wenn eine Perle die Dichte 2,60 – 2,78 hat, so wiegt ein Kubikzentimeter 2,60 – 2,78g.

Abhängig vom Aufbau des Kristallgitters lassen sich viele Mineralien durch Schlag oder Druck in gesetzmäßig festgelegte Richtungen spalten. Da die Spaltbarkeit durch die innere Kristallstruktur bestimmt wird, ist sie eine festgelegte, typische Größe für jedes Mineral. Die Spaltbarkeit wird in fünf Abstufungen unterschieden: ausgezeichnete, vollkommene, gute und unvollkommene Spaltbarkeit sowie fehlende Spaltbarkeit/Bruch.

Die Strichfarbe ist für viele Mineralien charakteristischer als die Farbe. Dabei wird beim Kratzen auf unglasiertem weißen Porzellan feinstes Mineralpulver erzeugt, das bei eigenfarbigen Mineralien einen farbigen Strich hinterlässt. Das ist die sogenannte Strichfarbe.

Zurück zur Perle:

Perlen haben eine Mohshärte von 3 – 4 und eine Dichte von 2,60 – 2,78. Sie sind nicht spaltbar. Ihr Bruch ist uneben, die Strichfarbe weiß und die Transparenz undurchsichtig bis durchscheinend.

 

Verwechslungen und Unterscheidung

Naturperlen können in erster Linie natürlich mit Zuchtperlen verwechselt werden. Deren Züchtungen sind inzwischen so perfekt, dass nur Fachleute den Unterschied erkennen können. Weiterhin besteht Ähnlichkeit mit Operculum, dem mugelig geformten Verschlussdeckel der Seeschnecke Turbo petholatus, der jedoch an der flachen Innenseite eine rötliche Wachstumsspirale als sicheres Erkennungsmerkmal zeigt. Operculum wird auch als Maona-Perle oder chinesisches Katzenauge gehandelt.

 

Fälschungen

Um beliebte Farben zu erzeugen, werden Perlen mit Wasserstoffperoxid gebleicht und anschließend rosa oder schwarz gefärbt. Durch Bestrahlung entstehen blaue Farben. Auch Imitationen aus Muscheln, Schneckengehäusen, Seekuhzähnen, Calcit, Glas und Kunststoff sind üblich. Sicherheit bietet hier im Zweifel nur eine mineralogisch-gemmologische Untersuchung.

 

Verwendung und Handel

Da das natürliche Angebot von Perlen die Nachfrage nicht befriedigen kann, werden Perlen in großen Anlagen gezüchtet. Zuchtperlen sind jedoch deklarationspflichtig! Nur Naturperlen dürfen ohne Zusatz als Perlen angeboten werden!

 

Wirkung

Nach Gienger rühren Perlen traumatische Erfahrungen an. Sie können daher unterstützend in traumatischen Prozessen verwendet werden. Perlen können helfen, Trauer, Verlust und Schmerz zu wandeln sowie unverarbeitete Konflikte zu lösen.

 

Anwendung

Perlen werden am besten am Hals getragen.

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1Michael Gienger: Lexikon der Heilsteine. Saarbrücken 2006

Foto:Pixabay

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