Es waren einmal zwei Frösche, die fielen in den Sahnetopf.
Sofort dämmerte ihnen, dass sie ertrinken würden:
Schwimmen oder sich einfach treiben lassen war in dieser zähen Masse unmöglich. Am Anfang strampelten die Frösche wie wild in der Sahne herum, um an den Topfrand zu gelangen. Aber vergebens, sie kamen nicht vom Fleck und gingen unter. Sie spürten, wie es immer schwieriger wurde, an der Oberfläche zu bleiben und Atem zu schöpfen.
Einer von ihnen sprach es aus:
„Ich kann nicht mehr. Hier kommen wir nicht raus. In dieser Brühe kann man nicht schwimmen. Und wenn ich sowieso sterben muss, wüsste ich nicht, warum ich mich noch länger abstrampeln sollte. Welchen Sinn kann es schon haben, aus Erschöpfung im Kampf für eine aussichtslose Sache zu sterben?“
Sagte es, ließ das Paddeln sein und ging schneller unter, als man gucken konnte, buchstäblich verschluckt vom dickflüssigen Weiß.
Der andere Frosch, von hartnäckigerer Natur, vielleicht auch nur ein Dickkopf, sagte sich: „Keine Chance. Aussichtslos. Aus diesem Bottich führt kein Weg heraus. Trotzdem werde ich mich dem Tod nicht einfach so ergeben, sondern kämpfen, bis zum letzten Atemzug. Bevor mein letztes Stündlein nicht geschlagen hat, werde ich keine Sekunde herschenken.“
Es strampelte weiter und paddelte Stunde für Stunde auf derselben Stelle, ohne vorwärts zu kommen.
Und von all dem Strampeln und die Beinchen schwingen, Paddeln und Treten verwandelte sich die Sahne allmählich in Butter.
Überrascht machte der Frosch einen Sprung und gelang zappelnd an den Rand des Topfes. Von dort aus konnte er fröhlich quakend nach Hause hüpfen.
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aus Jorge Bucay: Komm, ich erzähl dir eine Geschichte. Frankfurt a. M. 17. Auflage 2016
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