Psychotherapie: Königin und Samurai

Heute stelle ich ein Buch vor, das „der Liebe und dem Erwachen von Mann und Frau“ gewidmet ist.

 

Veit & Andrea Lindau:

Königin und Samurai. Wenn Frau und Mann erwachen.

München 2018

 

Die Autoren

Andrea und Veit Lindau lieben, leben und wirken seit 25 Jahren als ein Paar. Gemeinsam führen sie mehrere erfolgreiche Unternehmen und die ichliebedich-Stiftung. Sie sind die Initiatoren des humantrust, einer integralen Coaching- und Vernetzungsplattform mit knapp zehntausend Mitgliedern.

Veit ist der kreative Visionär des Unternehmens. Er wirkt seit 25 Jahren als Coach, Teacher, Speaker und Autor. Er versteht sich als liebevoll-konsequenten Reformer und bodenständigen Visionär. Im deutschsprachigen Raum gilt er als der Experte für eine integrale Selbstverwirklichung des Menschen.

Andrea wird von Mitarbeitern und Klienten gerne als die Seele des Unternehmens bezeichnet. Ihre Liebe zur Liebe inspiriert zutiefst und erinnert auch an den wildesten Arbeitstagen daran, was wirklich wesentlich ist.“

 

Der Klappentext

Die Revolution der Liebe

Veit und Andrea Lindau hinterfragen den Mythos der Liebe und zeigen Wege, wie beide Geschlechter aufwachen und in die Kraft kommen.

Ist es möglich, als starke Frau eine Ur-Weiblichkeit zu leben, ohne sich unterzuordnen? Eine Königin führt, anstatt zu manipulieren.

Wenn der Mann seine ureigene Mission entdeckt und ihr integer wie ein Samurai folgt, entwickelt er ein neues Standing für sich selbst und der Frau gegenüber. Indem beide zu einem neuen Selbstverständnis finden, können sie sich – wie Königin und Samurai – auf Augenhöhe begegnen. Sie erkennen sich als Mann und Frau und beginnen einander in ihrer Entwicklung zu dienen.“

 

Das Buch

Das Buch besteht aus vier Teilen: Erstens einer ausführlichen Einleitung in das Thema, zweitens dem Märchen „Die Königin und der Samurai“, drittens einem „Manifest der Liebe“, das sieben Elemente einer starken Beziehung beschreibt, und viertens als Umsetzung in die Praxis einen Brief an die Frau bzw. den Mann.

 

Im ersten Teil, der Einleitung, folgt auf den Prolog „Das Erwachen“ ein persönlicher Text von Andrea und Veit Lindau: „An alle Liebhaber der Liebe“. Es folgen zwei Kapitel über den Krieg der Geschlechter und der Möglichkeit des Friedens zwischen Frau und Mann. Den größten Teil dieses ersten Buchteils nimmt das Unterkapitel „Über dieses Buch“ ein. Darin beschreiben die Autoren, warum und für wen sie dieses Buch geschrieben haben. Sie äußern sich zur Ansprache: „Wir haben es uns nicht leicht gemacht. Um dem allumfassenden Anspruch des Buches gerecht zu werden, müssten wir korrekterweise nicht nur immer Frau und Mann ansprechen, sondern auch noch alle anderen Menschen. Wir haben uns bewusst dagegen entschieden, um den Fluss des Textes nicht zu sehr ins Holpern zu bringen. Allerdings werden wir hin und wieder die Ansprache wechseln, erweitern, um allen Lesern und Leserinnen zu signalisieren, dass wir dich – ja genau dich – beim Schreiben in unserem Herzen tragen. Für alle, die sich gerade weder als Mann noch als Frau wahrnehmen: Bitte fühle dich durch den Begriff ´Zauberwesen` liebevoll angesprochen“.

Schließlich erläutern sie die drei Abschnitte des Buches: „Im Grunde genommen hältst du drei Bücher in der Hand. Jeder Mensch verfügt – stark vereinfacht – über drei verschiedene Intelligenzen: Herz, System und Praxis. Das Herz erfühlt die Dinge. Die systemische Intelligenz versteht sie. Die praktische setzt sie um. Unser Anliegen ist es, alle drei Ebenen anzusprechen. Deshalb erwartet dich ein Märchen für das Herz, ein Manifest für den großen Überblick und ein persönlicher Brief an dich mit der Einladung, die Inspiration nun in die Tat umzusetzen.“

Das erste Kapitel endet mit Überlegungen dazu, wie die beiden schreiben. Es folgen Empfehlungen zum Lesen und ein Hinweis auf die Webseite zum Buch.

 

Der zweite Teil des Buches besteht aus dem Märchen „Die Königin und der Samurai“ und beginnt nach der ersten Überschrift „In der Zukunft“ mit den folgenden Worten: „2097: Der Mann stand bis zur Hüfte im türkisblauen Wasser der Bucht. Obwohl er weit über hundert Jahre alt war – in dieser Zeit keine Seltenheit mehr – , sah er erstaunlich rüstig aus. Er trug sein silbergraues Haar kurz geschoren. Die lederne, braungebrannte Haut spannte sich immer noch über seinen drahtigen, asketischen Körper. Tränen flossen über sein Gesicht, während die Sonne wie eine andächtige Verheißung am Horizont aufstieg“.

Die Lindaus haben an dieser Stelle die Form der Geschichte gewählt, um das Unterbewusstsein, das stärker mit Bildern als mit Worten arbeitet, anzusprechen und archetypische Kräfte zum Schwingen zu bringen. „Deshalb laden wir dich ein, das Märchen nicht nur mit dem Verstand, sondern auch mit dem Herzen und deinem Körper zu lesen. Welche Gedanken, Gefühle und Empfindungen tauchen beim Lesen auf? Welche Episoden berühren dich besonders stark? Ziehen sie dich an, oder stoßen sie dich ab?“

 

Der dritte Teil des Buches besteht aus einem „Manifest der Liebe“. Andrea und Veit Lindau beschreiben in diesem Zusammenhang sieben Elemente einer starken Beziehung:

1. die Gnade der Liebe,

2. ein gemeinsames heiliges Anliegen,

3. ein Verständnis für die wirkenden Kräfte,

4. ein Verständnis für die Entwicklungsebene,

5. ein starkes ICH,

6. ein starkes WIR,

7. die Wahl zu lieben.

Es würde hier zu weit führen, die Punkte einzeln zu beleuchten und es geht hier ja auch um keine Zusammenfassung, sondern um eine Vorstellung des Buches.

Andrea und Veit Lindau beleuchten hier „einige der mächtigsten Archetypen der menschlichen Seele. Eros und Logos, Animus und Anima.“ Sie entwerfen eine Landkarte ihrer Entwicklungsstufen, die sie als „Geburtswehen der Liebe“ auffassen.

 

Der vierte Teil des Buches enthält als Umsetzung in die Praxis einen Brief an die Frau bzw. den Mann. Im Vorwege schreiben die Autoren dazu: „Wir glauben, dass du dieses Buch nicht aus Zufall liest. Es hält in irgendeinem Absatz, einer Frage, einer Aussage einen Spiegel für eine Kraft in dir bereit, die gelebt werden möchte. Unser tiefster Wunsch ist es, dich zu ermutigen, dich noch mehr einzubringen, noch authentischer deiner Wahrheit zu folgen.“

 

Der Brief an den Mann beginnt so:

Lieber Bruder!

Für den Samurai in dir

Ja, du bist mein Bruder. Sehr wahrscheinlich kennen wir uns nicht. Vielleicht würden sich unsere Wege im normalen Leben nie kreuzen, weil wir so verschieden sind. Und doch sind wir Brüder. (…) Dieser Planet ist ein kleines Boot geworden, und wir beide sitzen – ob wir wollen oder nicht – gemeinsam da drin. Das heißt, die Art und Weise, wie ich mein Mannsein lebe, geht dich indirekt etwas an, und wie du dein Mannsein lebst, mich auch. Dieser Brief ist kein Ratgeber-Konzentrat, kein Coaching-Pamphlet. Ich schreibe dir diesen Brief auf Augenhöhe. Von Mann zu Mann.“

 

Der Brief an die Frau beginnt so:

Liebe Schwester!

Für die Königin in dir

Dies ist eine Botschaft an unsere Schwestern. Es ist auch ein Brief von dir an dich selbst. Ein Ruf, so alt wie das weibliche Prinzip und so frisch wie dieser Moment. Weitergegeben von Mutter zu Tochter. Von Frau zu Frau. Von Schwester zu Schwester. Jede von uns ist so einzigartig und doch sind wir eins.

Wir sind die wilden Töchter des Lebens.

Unsere Mutter ist die große Stille.

Unser Vater ist das erste Licht.

Ich schreibe dir, um dich daran zu erinnern, das du wichtig bist. Was du heute denkst, wie du fühlst und handelst, webt Fäden in den großen Teppich des Lebens.“

 

Wesentliche Inhalte

Auf der inneren Vorderklappe des Buches stellen die Autoren verschiedene Fragen:

  • Hast du in dieser Beziehung bereits alles gegeben?

  • Hast du dich voll eingebracht?

  • Hast du dem anderen gezeigt, wer du wirklich bist?

  • Hast du dein Rechthaben hergegeben?

  • Hast du dem anderen richtig zugehört?

  • Warst du so mutig, gesunde Grenzen zu setzen?

  • Durfte der andere deine geheimen Fantasien und Ängste kennenlernen?

  • Bist du im Feuer der Nähe stehengeblieben?

  • Hast du dich schon mindestens einmal vollständig hingegeben?

  • Hast du alles gefühlt, alles gesagt, alles getan?

 

Ko-Kreation

Andrea und Veit Lindau schreiben über Ko-Kreation als Alternative zu Konkurrenz oder Kooperation in der Beziehung zwischen Frau und Mann. Unter Ko-Kreation verstehen sie die Fähigkeit, „dein kleines antagonistisches Ich zu entspannen und dich mit deiner Essenz, deiner freiesten Version zu verbinden. (…) Du kommst nicht mehr mit anderen zusammen, um recht zu haben, sondern um ein gemeinsames Resonanzfeld zu erschaffen und eure schöpferische Intelligenz in einem höheren Anliegen zu vereinen.“ Sie bezeichnen diesen Ansatz als eine Revolution, die in eine Neubegegnung zwischen den Geschlechtern mündet. Sie sehen die Ko-Kreation als „die Zukunft der Menschheit“, die Kooperation und Konkurrenz ablöst: „Über Jahrtausende haben wir unsere Verschiedenartigkeit als Konkurrenz empfunden. Wer siegt? Wer setzt sich durch? Wer hat recht? Später haben wir wenigstens gelernt zu kooperieren: „Ich respektiere deine Meinung und du meine. Lass uns einander ergänzen.“ Wie Schraube und Mutter. Plus und Minus. Das Fundament der meisten Ehen. Doch richtig kreativ ist dies auch nicht. Kooperation erzeugt zwar keinen Krieg mehr, aber eben auch nicht wirklich etwas Neues. Erst wenn Mann und Frau lernen, sich als ein System mit zwei Perspektiven zu betrachten, können sie den Standpunkt des anderen so tief annehmen, dass er auch berühren und verwandeln kann. Dann wird es nie wieder langweilig. Die Freude, die Kreativität, aber auch die Wirksamkeit zwischenmenschlicher Begegnungen nimmt so exponentiell zu.“ Dabei geht es ihnen explizit darum, vereint etwas Neues zu erschaffen, das sich fern von Täter-Opfer-Mustern bewegt.

 

Opferperspektive

Zur „die im Feminismus oft mitschwingende Opferperspektive“ schreiben Andrea und Veit Lindau: „Wir übertreiben jetzt einmal bewusst: Der böse, mächtige Mann hat die arme, machtlose Frau unterdrückt, und deshalb… Bitte lies unsere folgenden Worte sehr aufmerksam, denn wir wünschen uns, richtig verstanden zu werden. Es gibt eine situationsbedingte und eine Metaebene, das Thema zu betrachten. Beleidigung, Missbrauch, Unterdrückung ist in keiner Situation zu rechtfertigen. Egal, ob es einem Mädchen oder einem Jungen, einer Frau oder einem Mann passiert. Wenn ein Mensch sich in einer solchen Situation nicht wehren kann, ist er ein Opfer. Wenn ein Mensch Gewalt – sei es körperliche, emotionale oder auch wirtschaftliche Gewalt – einsetzt, ist er ein Täter. Punkt. Wir Menschen haben uns schreckliche Dinge zugefügt und tun es immer noch. Das muss aufhören. Doch das wird es nicht, wenn wir weiter durch Sprache und Vorwurfshaltungen Fronten aufbauen. (…) Wenn wir etwas wirklich Neues miteinander erschaffen wollen, müssen die Schwarz-Weiß-Malereien und einseitigen Schuldzuweisungen aufhören.“

Sie werden noch konkreter, um „die alten Opfer-Täter-Geschichten vom Tisch“ zu wischen: „Frauen sind durch die Jahrtausende hinweg nicht nur Opfer gewesen, sondern auch Täterinnen. (…) Männer sind nicht nur Täter, sondern auch Opfer. (…) Lass uns gemeinsam den Schmerz der vergangenen Missverständnisse fühlen. Lass uns gemeinsam nach unserer Verantwortung suchen. Lass uns gemeinsam vergeben. Und vor allem, lass uns gemeinsam neu beginnen. Nicht als Opfer. Nicht als Täter. Sondern als Menschen, die begreifen, dass sie vereint etwas wirklich Neues erschaffen können.“

 

Meine Meinung

Das Buch enthält große Worte und eine große Vision, vielleicht auch zu groß? Die Autoren wollen viel, sehr viel und schreiben von einem „allumfassenen Anspruch“ des Buches. Das ist kühn, das ist kess und ich weiß nicht, ob sich der so halten kann. Die Lindaus scheinen aber einen Nerv zu treffen, denn auf ihrer Plattform HUMAN TRUST, einer integralen Coaching- und Vernetzungsplattform, sind Tausende von Mitgliedern unterwegs und Live-Veranstaltungen sowie Postings in den sozialen Netzwerken scheinen auf eine große Resonanz zu treffen. Besonders der charismatische Veit hat dabei offensichtliche Rattenfänger- und Guru-Qualitäten, besonders in Bezug auf jüngere Frauen… Die Offenheit der beiden finde ich aber erfrischend und den integrativen Ansatz tendenziell einleuchtend und interessant, wobei ein deutlicher Hinweis auf theoretische Grundlagen und Quellen zu wünschen übrig lässt. Vor dem Hintergrund dieser kritischen Anmerkungen beinhaltet das vorgestellte Buch aber dennoch ein lesens- und überdenkenswertes Konzept, wie ich finde!

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Foto: Pixabay

 

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