Das Leben war nie als Kampf gedacht (5)

Das Leben war nie als Kampf gedacht. Es sollte sich aus seiner Quelle im reinen Bewusstsein entfalten“, schreibt der indische Internist und Meditationslehrer Deepak Chopra in seinem Buch der Lösungen*.

 

Die Herausforderungen des Lebens – Persönliches Wachstum

Im zweiten Kapitel führt er inspirierende Überlegungen zu den größten Herausforderungen des Lebens aus. Nach den Themenbereichen Beziehungen, Gesundheit und Wohlbefinden sowie Erfolg wendet er sich schließlich dem Persönlichen Wachstum zu.

 

Chopra ist davon überzeugt, dass dein wahres Selbst dein wahres Ich ist. Das alltägliche Selbst wird von Erfahrungen überschwemmt. Um auf eine tiefere Ebene zu gelangen, musst du einen Prozess durchlaufen. Du solltest dich dafür tagtäglich um Wachstum in den folgenden Bereichen bemühen:

  • Reife

  • Sinn und Zweck

  • Vision

  • Zweite Aufmerksamkeit“

  • Transzendenz

  • Befreiung

 

Reife

Reife ist kein körperlicher, sondern ein psychischer Zustand. Sie schließt Elemente wie emotionale Ausgeglichenheit, Eigenständigkeit, Mäßigung und vorausschauendes Denken ein. Wenn du reifst, dann nutzt du den Lernprozess, der es dir erlaubt, dein Leben zu meistern. Um zu reifen, solltest du die folgenden Verhaltensweisen am besten täglich üben:

  • Übernimm Verantwortung für dich. Befriedige deine Grundbedürfnisse, ohne dazu auf andere angewiesen zu sein.

  • Engagiere dich für moralische Werte und trage deinen Teil zum Zusammenhalt der Gesellschaft bei.

  • Behandele andere mit Respekt und erwarte das auch umgekehrt.

  • Lerne den Wert von Zurückhaltung und Selbstbeherrschung.

 

Sinn und Zweck

Dein Leben hat einen Sinn. Du ordnest dein Leben um kurz-, mittel- und langfristige Ziele an. Wenn du nicht so weit gehen möchtest, das wahre Selbst als Ziel zu nennen, könnten es vielleicht Wachstum und Weiterentwicklung sein. Im Alltag verschwimmt oft der Grund, warum du hier bist und geht in banalen praktischen Anforderungen unter. Deine Lebensaufgabe überlebt nur, wenn du ihr ernsthaft deine Aufmerksamkeit schenkst. Um den Sinn und Zweck deines Lebens zu finden, solltest du täglich die folgenden Verhaltensweisen üben:

  • Tue jeden Tag mindestens eine selbstlose Tat.

  • Lese einen erbauenden Text.

  • Spreche mit dir wohl gesonnenen Menschen über deine Ideale.

  • Bringe zum Ausdruck, weshalb du hier bist – ohne zu missionieren.

  • Hilf Kindern, den Sinn ihres Lebens zu finden.

  • Lasse dich in deinem Handeln von deinen höchsten Werten leiten.

  • Lasse dich nicht auf das Niveau von Menschen herab, die dich kritisieren oder bekämpfen.

 

Vision

Du entscheidest dich für eine Weltanschauung, nach der du leben willst. Chopra zitiert den Dichter Robert Browning: „Ah, ein Mensch muss nach mehr greifen, als die Hand reicht, oder wozu sind die Himmel da?“ Es gibt eine Notwendigkeit, nach Höherem zu streben. Unsere höchsten Ziele appellieren an den visionären Aspekt des wahren Selbst. Eine Vision ist mehr als ein Sinn. Sie ist eine ganze Weltanschauung. Um deine Vision zu verwirklichen, solltest du die folgenden Verhaltensweisen täglich üben:

  • Suche nach dem höheren Sinn alltäglicher Ereignisse.

  • Stelle deine Konsumgewohnheiten in Frage.

  • Weise dem materiellen Erfolg den rechten Platz zu.

  • Nimm dir Zeit für dich.

  • Stelle deine Werte auf die Probe und vertraue darauf, dass das Universum für dich sorgen wird.

  • Würdige den gegenwärtigen Augenblick.

  • Betrachte deine Mitmenschen als Spiegelbild deiner inneren Wirklichkeit.

  • Beschäftige dich intensiv mit Literatur, die deine Vision zum Ausdruck bringt.

 

Zweite Aufmerksamkeit“

Du siehst mit den Augen der Seele. „In der Welt, aber nicht von der Welt zu sein darf nicht nur ein Ideal, es muss Realität sein“, schreibt Chopra. Wir werden von der materiellen Welt und ihren Forderungen verschlungen. Wie können wir ihr den rechten Platz zuweisen und gleichzeitig unseren Lebensunterhalt verdienen usw.? Die Antwort findet sich auf der Ebene der Aufmerksamkeit. Das was dir am wichtigsten ist, zieht deine Aufmerksamkeit auf sich. Dabei gibt es zwei Bewusstseinsvarianten oder Aufmerksamkeiten:

 

Erste Aufmerksamkeit

Auf dieser Bewusstseinsebene konzentrierst du dich auf die Ereignisse in der materiellen Welt. Du verfolgst individuelle Ziele und billigst die gesellschaftlichen Werte in Hinblick auf Familie, Arbeit usw. Du betrachtest die Welt linear, arbeitest mit Ursache und Wirkung und akzeptierst die Grenzen von Zeit und Raum.

 

Zweite Aufmerksamkeit

Auf dieser Bewusstseinsebene gehst du über die materielle Welt hinaus, folgst Intuition und Einsicht, akzeptierst die Seele als Grundlage des Selbst, strebst nach höheren Bewusstseinszuständen und vertraust auf unsichtbare Kräfte, die dich als Einzelperson mit dem Kosmos verbinden. Diese zweite Aufmerksamkeit stellt die Verbindung zum wahren Selbst her und führt dich zum Kern der Wirklichkeit. Dieser Kern lässt sich weder zerstören noch komplett unterdrücken. Um diese Aufmerksamkeit zu erlangen, solltest du die folgenden Verhaltensweisen täglich üben:

  • Lausche dem stillsten Teil von dir und vertraue darauf, dass seine Botschaften wahr sind.

  • Setze weniger Vertrauen in die materielle und mehr in die innere Welt.

  • Lerne, deine Mitte zu finden. Treffe keine Entscheidungen, wenn du nicht in deiner Mitte bist.

  • Verwechsele Aktionismus nicht mit Ergebnissen – Ergebnisse entstehen auf einer tieferen Ebene des Seins.

  • Gehe mit mindestens einem Menschen eine Seelenverbindung ein.

  • Suche die stille Verbundenheit mit dir und deiner Umgebung.

  • Verbringe Zeit in der Natur und nimm ihre Schönheit in dich auf.

  • Blicke hinter die Maske der Persönlichkeit, die andere Menschen in der Öffentlichkeit tragen.

  • Bringe deine Wahrheit so einfach wie möglich zum Ausdruck.

 

Transzendenz

Transzendieren bedeutet, über etwas hinauszugehen. Du gehst über den rastlosen Geist und die fünf Sinne hinaus. Woher aber kannst du wissen, dass dir das gelingt? Wenn du tatsächlich im wahren Selbst zu Hause bist, lässt du dich von den Widrigkeiten des Alltags nicht erschüttern. Spirituelle Distanz zu haben bedeutet, die Welt von einem Ort jenseits der Zeit zu betrachten. Dieser Ort liegt in deinem Inneren. Die traditionellen Methoden der Transzendenz – Meditation, Kontemplation und Selbstbetrachtung – führen zur zweiten Aufmerksamkeit. Bei der Transzendenz geht es aber nicht darum, dass du dich einer organisierten spirituellen Praxis widmest. Es geht vielmehr darum, dass du deiner Natur folgst, während du nach mehr Glück und Erfüllung strebst. Spirituelle Praktiken sind nur ein Hilfsmittel, die dich beim Erreichen deines Zieles unterstützen.

 

Chopra schreibt: „Ich kann die Lehre, wonach die wahre Meditation vierundzwanzig Stunden am Tag in Anspruch nimmt, nur voll und ganz bestätigen. Es hat großen Wert, wenn man eine Auszeit einplant, um still zu meditieren und einen tiefen inneren Zustand zu erfahren.“ Aber was bringt das, wenn du dich sofort wieder in den Stress stürzt, sobald du erfrischt und etwas besser zentriert wieder die Augen öffnest? „Die entscheidende Frage lautet, wie wir die innere Stille in die echte Welt tragen und dort etwas verändern können. Dies ist der Teil, der vierundzwanzig Stunden dauert“, denn wenn du dir bewusst werden möchtest, wer du wirklich bist, dann ist das eine Vollzeitbeschäftigung. Es ist aber „ein erfreuliches Vorhaben und das faszinierendste Projekt“, dem du dich um deiner selbst willen widmen kannst.

 

Um zur Transzendenz zu gelangen, solltest du die folgenden Verhaltensweisen täglich üben:

  • Bleibe in deiner Mitte. Nimm wahr, welche äußeren Einflüsse deine Aufmerksamkeit fordern. Wenn du von einem starken Gefühl oder Impuls mitgerissen wirst, nimm dir einen Augenblick Zeit, um zu dir zurückzufinden.

  • Kehre belastenden Situationen den Rücken, soweit dir dies möglich ist. Bleibe nie in einer Situation, in der du dich so unwohl fühlst, dass du nicht du selbst bist.

  • Gib den Ängsten anderer nicht nach. Bedenke, dass du mehr bist als ein Haufen Reaktionen auf deine Umwelt. Du bist zu jeder Zeit ein Ausdruck des wahren Selbst.

  • Frage dich immer dann, wenn du verwirrt bist: „Welche Rolle spiele ich hier?“. Handele oder triff erst dann eine Entscheidung, wenn du die Antwort hast. Entspanne dich, bis die Wirklichkeit etwas mehr von sich enthüllt.

 

Befreiung

In der Spiritualität wird die Schöpfung als ewiges Spiel der Gegensätze betrachtet – Gut und Böse, Licht und Dunkelheit, Ordnung und Chaos. Das größte Drama aber verursacht der Gegensatz von Illusion und Realität. Wir halten unsere persönliche Wirklichkeit für echt. Das wahre Selbst wird dich befreien. Es löst Beschränkungen auf und verankert dich in einer zeit- und grenzenlosen Realität der unendlichen Möglichkeiten. Du befreist dich also von Bindungen und Grenzen. Um die Freiheit zu erlangen, solltest du dich täglich in den folgenden Verhaltensweisen üben:

  • Schaue über deine begrenzte Welt hinaus.

  • Du bist ein Kind des Universums. Verweile bei den Augenblicken, in denen du dich frei, ausgelassen und grenzenlos fühlst.

  • Betrachte die Liebe als dein Geburtsrecht, genau wie Glück und Kreativität. Widme dich der Erforschung des Unbekannten. Sei dir bewusst, dass jenseits dessen, was du mit deinen fünf Sinnen erfahren kannst, etwas unendlich Wertvolles liegt.

 

Das Ziel

Wenn all diese Aspekte deines wahren Selbst zu wachsen beginnen, führen sie nach Deepak Chopra zu einem gemeinsamen Ziel: Du zerstörst die „Realitätsillusion“, die verhindert, dass du erkennst, wer du wirklich bist. Wenn diese Illusion endet, beginnt das Entwicklungsstadium, das man Erleuchtung nennt.

 

Soweit zu den Herausforderungen des Lebens. Im nächsten Blog dieser Reihe geht es darum, wie du zu deinen eigenen Lösungen findest.

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*Deepak Chopra: Das Buch der Lösungen. Spirituelle Antworten auf alle Lebensfragen. München 2. Auflage 2012

Foto: Pixabay

 

 

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