September
Der Garten trauert,
Kühl sinkt in die Blumen der Regen.
Der Sommer schauert
Still seinem Ende entgegen.
Golden tropft Blatt um Blatt
Nieder vom hohen Akazienbaum.
September
Der Garten trauert,
Kühl sinkt in die Blumen der Regen.
Der Sommer schauert
Still seinem Ende entgegen.
Golden tropft Blatt um Blatt
Nieder vom hohen Akazienbaum.
Löwe
Manchmal …
kommt lautlos durch die Dschungel des Gartens und Weinbergs Löwe gegangen,
unser Kater, mein Freund, mein Brüderchen.
Zärtlich miaut er, reibt den gesenkten Kopf an mir, blickt flehend
und wirft sich mit gelösten Gliedern zu Boden,
zeigt Bauch mir und Kehle, die er stets schneeweiß trägt,
und fordert zum Spielen heraus mich …
Andere Male grüßt er nur kurz im Vorbeischlich,
ist gedankenvoll, hat im Walde zu tun
und verschwindet mit dem vornehmen Gang,
der Siamesin Sohn, unser Löwe.
(Hermann Hesse)
Das macht, es hat die Nachtigall
Die ganze Nacht gesungen;
Da sind von ihrem süßen Schall,
Da sind in Hall und Widerhall
Die Rosen aufgesprungen.
Und nun wollen wir glauben an ein langes Jahr,
das uns gegeben ist,
neu, unberührt,
voll nie gewesener Dinge, voll nie getaner Arbeit,
voll Aufgabe, Anspruch und Zumutung;
und wollen sehen, dass wirs nehmen lernen,
ohne allzuviel fallen zu lassen von dem, was es zu vergeben hat,
an die, die Notwendiges, Ernstes und Grosses von ihm verlangen. . . .
Guten Neujahrsmorgen . . .
(Rainer Maria Rilke, 1875-1926)
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Foto: Pixabay
Das innere Weihnachten ist,
verwegenen Möglichkeiten wieder eine Chance zu geben.
Es ist die Überzeugung,
dass sich die Liebe lohnt
und jeder Schritt in die Liebe Leben erhält.
Es ist der Glaube,
dass das Unscheinbare nicht das Unwichtige ist,
und dass das Kleine oft große Konsequenzen hat.
Es ist der Glaube,
dass wir mit der unfassbaren Welt verbunden sind,
auch wenn wir es nicht immer spüren und beweisen können.
Es ist,
sich selbst wertzuschätzen,
nicht in einem kleinen vordergründigen Egoismus,
aber in der Erkenntnis,
dass wir göttlichen Ursprungs sind.
(Ulrich Schaffer)
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Foto: Pixabay
Herbstabend
Wind aus dem Mond,
plötzlich ergriffene Bäume
und ein tastend fallendes Blatt.
Durch die Zwischenräume
der schwachen Laternen
drängt die schwarze Landschaft der Fernen
in die unentschlossene Stadt.
(Rainer Maria Rilke)
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Foto: Pixabay

Joseph von Eichendorff – Mondnacht
Es war, als hätt der Himmel
die Erde still geküsst,
dass sie im Blütenschimmer
von ihm nun träumen müsst.
Die Luft ging durch die Felder,
die Ähren wogten sacht,
es rauschten leis die Wälder,
so sternklar war die Nacht.
Und meine Seele spannte
weit ihre Flügel aus,
flog durch die stillen Lande,
als flöge sie nach Haus.
Frühling lässt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen.
– Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist’s!
Dich hab‘ ich vernommen!
Zu Neujahr
Will das Glück nach seinem Sinn
Dir was Gutes schenken,
Sage Dank und nimm es hin
Ohne viel Bedenken.
Jede Gabe sei begrüßt,
Doch vor allen Dingen:
Das, worum du dich bemühst,
Möge dir gelingen.
Wilhelm Busch (1832-1908)
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Foto: Pixabay
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