Name
Obsidian ist ein vulkanisches Gesteinsglas, das schon in der Antike bekannt war. Nach Gienger1 leitet sich der Name laut Plinius von dem Römer Obsius ab, der den Stein zum ersten Mal in Äthiopien gefunden haben soll. Die Griechen kannten den Obsidian jedoch schon vorher und nannten ihn liparaios nach seinem Fundort auf den Liparischen Inseln in Italien. Im Laufe der Zeit erhielt Obsidian eine ganze Reihe von Synonymen wie z.B. Glasachat, Lavaglas, Pechstein (wasserhaltig, teilweise entglast) oder Vulkanglas.
Als Handelsnamen existierten darüber hinaus Montana-Jet und Tokayer Luxsaphir für Obsidian allgemein sowie Blaue Lava für den extrem seltenen blauen Obsidian und Pseudochrysolith oder Flaschenstein für den ebenfalls seltenen grünen Obsidian.
Nach ihrem Aussehen werden die Obsidiane weiterhin in verschiedene Varietäten unterteilt, s.u.
Entstehung und Vorkommen
Obsidian entsteht bei Vulkanausbrüchen, wenn kieselsäurereiche Lava in der kalten Luft oder im Wasser sehr schnell abkühlt und erstarrt, ohne kristalline Strukturen auszubilden. Obsidian ist daher wie Glas eine Art erstarrte Schmelze und wird daher auch treffend als Vulkanglas oder vulkanisches Gesteinsglas bezeichnet. Er findet sich in sehr vielen Vulkangebieten wie Island, den Liparischen Inseln u.v.m. Wirtschaftlich interessante Vorkommen befinden sich jedoch hauptsächlich in Mexiko (schwarzer Obsidian, Silber- und Goldobsidian, Mahagony-Obsidian, Regenbogen-Obsidian) und den USA (Rauchobsidian, Schneeflocken-Obsidian).
Bei meiner Mexiko-Rundreise vor vielen Jahren hielten wir tatsächlich an einem Hang an, von dem der Obsidian auf die Straße bröselte. Natürlich habe ich einige Stückchen importiert! 😉
Kristallsystem, Erscheinungsbild und Farbe
Obsidian ist amorph und bildet daher glasige Massen, die im Rohzustand oft von einer krustigen Oberfläche überzogen sind. Frische Bruchstellen zeigen jedoch deutlich die glasige Natur.
In der Regel ist Obsidian schwarz, grau, braun und selten auch grün. Es soll auch blaue Obsidiane geben. Diese sind aber derart selten, dass man sie laut Gienger auch „für eine Legende halten kann.“ Alle blauen Obsidiane, die ihm vorgelegt wurden, haben sich nämlich als künstliches blaues Glas erwiesen.
Durch das schnelle Erstarren der Lava wird bei der Obsidianbildung eine Trennung der verschiedenen Inhaltsstoffe und damit die Ausbildung verschiedener Mineralien verhindert. Aus diesem Grund ist Obsidian selten von homogener Zusammensetzung. Häufiger ist er ein uneinheitliches Gemisch verschiedenster Mineralstoffe, die ihm je nach Fundort und Entstehungsbedingungen ein unterschiedliches Aussehen bescheren. Er wird aus diesem Grund auch nicht den Mineralien zugerechnet, die laut Definition stofflich einheitlich sein müssen, sondern den Gesteinen.
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Schwarzer Obsidian
Ein Obsidian, der an Fremdstoffen reich und homogen ist, hat meist eine schwarze Farbe und ist gleichmäßig gefärbt. Daher wird er im Handel auch schlicht so genannt. Manchmal entsteht durch die Abfolge der Erstarrung, die ja von der kühlen Oberfläche allmählich zum heißen Kern der Lava fortschreitet, eine Fließstruktur. Diese wird dadurch hervorgerufen, dass die Lava sich unter der erstarrenden Oberfläche noch bewegt. Diese Fließstruktur macht sich in wolkigen, verwaschenen Zeichnungen, Andeutungen von Schichtenbildung oder in verschiedenen Grauschattierungen bemerkbar. Aufgrund der unterschiedlichen Zusammensetzung mancher Schichten können auch bestimmte Licht- und Farberscheinungen entstehen, die zur Entstehung der Gold-, Silber- und Regenbogen-Obsidiane führen (s.u.). Während ich das hier gerade so schreibe, merke ich, wie unendlich faszinierend ich diese geologischen Prozesse finde!
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Rauchobsidian
Die Fließstruktur ist auch beim Rauchobsidian gut sichtbar. Er entsteht aus sehr saurer Lava, die relativ arm an Fremdstoffen ist und dadurch transparent erscheint. Mitunter beinhaltet er fast klare Bereiche, die von fließend geschwungenen dunklen „Fahnen“ durchzogen sind. Eine Besonderheit hierbei sind die sogenannten Apachentränen, kleine Kügelchen aus Obsidian aus den Indianer-Reservaten Arizonas, die dort im Perlit-Gestein (…) eingebettet auftreten.
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Gold- oder Silberobsidian
Wenn an fein verteilten Gasbläschen im Obsidian einfallendes Licht so reflektiert wird, dass auf der Oberfläche des Steins ein seidenglänzender Gold- oder Silberschimmer entsteht, werden diese Steine Gold- oder Silberobsidian genannt. Ein zusammenfassender Begriff ist Seidenglanz-Obsidian. Da sich die fein verteilten Bläschen in der Regel nur in bestimmten Schichten befinden, zeigt sich der seidige Schimmer je nach Orientierung des Schliffs als Lichtfleck (z.B. auf dem „Pol“ einer Kugel) oder als Lichtband (z.B. rings um eine Kugel).
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Regenbogen-Obsidian
Wenn statt der Gasbläschen Wasserbläschen fein verteilt im Obsidian eingeschlossen sind, kommt es nicht nur zur Reflektion des Lichts (wie beim Gold- und Silberobsidian), sondern auch zur Streuung und Auftrennung des Lichts in seine Spektralfarben. Auf diese Weise erscheinen bunt-gebänderte Interferenzfarben (…) auf der Oberfläche des polierten Obsidians. Diese Steine werden sehr treffend Regenbogen-Obsidiane genannt. Auch hier ist der gekonnte Schliff wichtig für das spätere Aussehen des Steins. In der Regel enthalten nämlich nur einzelne, aus stark wasserhaltiger Lava gebildete Schichten die notwendigen Wasserbläschen.
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Mahagony-Obsidian
Wenn Obsidian einen sehr hohen Eisenoxidgehalt hat, bildet er durch die Abscheidung dieses Oxids unregelmäßige rotbraune Flecken in der glasigen schwarzen Masse. Diese Steine werden aufgrund des Farbtons ihrer Flecken Mahagony-Obsidian oder Bergmahagony genannt.
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Schneeflocken-Obsidian
Im Obsidian vollziehen sich langsame Wandlungsprozesse. Sein amorphes Gefüge ist nicht der Optimalzustand. Auch der Wassergehalt ermöglicht das Wandern von Ionen im Gestein und das langsame Ausbilden kristalliner Strukturen. Ein solcher Prozess wird „Entglasung“ genannt und ist im Schneeflocken-Obsidian besonders schön zu sehen. Dort entstehen durch Entglasung kleine hellgraue Feldspat-Aggregate im dunklen Obsidian, die von ihrem Aussehen tatsächlich an Schneeflocken oder auch Wolken oder Blüten erinnern. Aus diesem Grund wird diese Varietät mitunter auch als Blumenobsidian oder Wolkenobsidian bezeichnet.
Alle Obsidian-Varietäten sind im Rohzustand meist matt, zeigen an frischen Bruchstellen jedoch deutlichen Glasglanz.
Mineralklasse und Chemie
Obsidian besteht zu ca. 75% aus Siliciumdioxid, der Rest setzt sich aus einer Vielzahl weiterer Mineralstoffe zusammen. Da er ein Stoffgemisch ist, wird Obsidian zu den Gesteinen gerechnet, da für Mineralien der Grundsatz der stofflichen Einheit gilt.
Dennoch kann er als Glas im weitesten Sinne zur Mineralklasse der Oxide gerechnet werden. Auch enthaltene Mineralstoffe wie Aluminium, Calcium, Eisen, Kalium, Magnesium und Natrium liegen überwiegend als Oxide, also Sauerstoff-Verbindungen, vor.
Bestimmungsmerkmale
Allgemeiner Exkurs
Außer der sichtbaren Erscheinung von Mineralien spielen objektivere Eigenschaften eine wichtige Rolle bei der Bestimmung von Edelsteinen. Einfache Bestimmungsmethoden und Unterscheidungskriterien sind u.a. das Überprüfen von
– Mohshärte,
– Dichte,
– Spaltbarkeit und
– Strichfarbe.
Die Mohshärte oder Ritzhärte „beschreibt die Widerstandsfähigkeit der natürlichen, unverwitterten Oberfläche oder der frischen Bruchstelle eines Minerals gegen das Ritzen mit harten Gegenständen. Der Wiener Mineraloge Friedrich Mohs stellte hierfür zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine Skala der relativen Härte von 1 bis 10 auf, die heute noch verwendet wird“.
So hat Diamant die Mohshärte 10, Korund 9, Topas 8, Quarz 7 (ritzt Fensterglas), Feldspat 6 (mit Stahlfeile ritzbar), Apatit 5 (mit Messer noch ritzbar), Fluorit 4 (mit Messer leicht ritzbar), Calcit 3 (mit Kupfermünze ritzbar), Gips 2 (mit Fingernagel ritzbar) und Talk 1 (mit Fingernagel schabbar).
Die Dichte oder das spezifische Gewicht gibt das Gewicht im Verhältnis zum Volumen (Rauminhalt) an. Ein Kubikzentimeter Wasser wiegt zum Beispiel 1g. Wasser hat also die Dichte 1. Wenn ein Obsidian die Dichte 2,3 – 2,6 hat, so wiegt ein Kubikzentimeter 2,3 – 2,6g.
Abhängig vom Aufbau des Kristallgitters lassen sich viele Mineralien durch Schlag oder Druck in gesetzmäßig festgelegte Richtungen spalten. Da die Spaltbarkeit durch die innere Kristallstruktur bestimmt wird, ist sie eine festgelegte, typische Größe für jedes Mineral. Die Spaltbarkeit wird in fünf Abstufungen unterschieden: ausgezeichnete, vollkommene, gute und unvollkommene Spaltbarkeit sowie fehlende Spaltbarkeit/Bruch.
Die Strichfarbe ist für viele Mineralien charakteristischer als die Farbe. Dabei wird beim Kratzen auf unglasiertem weißen Porzellan feinstes Mineralpulver erzeugt, das bei eigenfarbigen Mineralien einen farbigen Strich hinterlässt. Das ist die sogenannte Strichfarbe.
Zurück zum Obsidian:
Obsidian hat eine Mohshärte von 5 – 5,5 und eine Dichte von 2,3 – 2,6. Er ist nicht spaltbar. Sein Bruch ist großmuschelig und erinnert an Glasscherben. Die Strichfarbe ist weiß und die Transparenz undurchsichtig bis durchscheinend.
Verwechslungen und Unterscheidung
Obsidian wird vor allem als geschliffener Stein leicht mit Onyx oder schwarzem Turmalin verwechselt. Bei Trommelsteinen lässt sich der schwarze Turmalin anhand seiner typischen zackigen „Schrunden“ identifizieren, Onyx bisweilen durch Quarzbänder oder Bestandteile von bläulichem Chalcedon. Ist der Stein jedoch wunderschön schwarz und rund, gibt es außer der mineralogisch-gemmologischen Untersuchung keine Möglichkeit der Unterscheidung.
Fälschungen
Gelegentlich wird Obsidian durch schwarzes, grünes oder blaues Glas aus antiken Schmelzen imitiert. Seltener kommen auch Imitationen durch gefärbten Chalcedon vor. Die Unterscheidung ist in beiden Fällen schwierig und nur durch mineralogisch-gemmologische Untersuchungen möglich.
Verwendung und Handel
Obsidian gehört zu den ältesten Kulturgütern des Menschen. Von der Obsidian-Messerklinge der Steinzeit über den antiken Amulett-Stein und den Heilstein der amerikanischen Urbevölkerung zieht sich ein kontinuierlicher Faden bis in die Neuzeit, wo er ein sehr beliebter Schmuck- und Heilstein ist. Obsidian ist in fast allen denkbaren Formen erhältlich, vom Roh- und Trommelstein bis hin zu Anhängern, Ketten und Schmucksteinen. Als Meditations- und Heilsteine sind vor allem Kugeln und polierte Scheiben, sogenannte Obsidian-Spiegel, sehr gefragt.
Wirkung
Nach Gienger soll Obsidian helfen, „ungeliebte und verdrängte Bewusstseinsinhalte wiederzufinden, zu konfrontieren und neu zu integrieren. Dabei ermöglicht er, alte geistige Beschlüsse und die an bestimmte Erinnerungen gebundenen Schmerzen aufzulösen. Auf diese Weise erscheinen unsere sog. Schattenseiten in einem anderen Licht: Es wird deutlich, dass sie positive Inhalte und Fähigkeiten beinhalten, die nun wieder zugänglich werden. Obsidian setzt so viele vergessene Begabungen wieder frei.“
Auf seelischer wie körperlicher Ebene soll Obsidian Schocks, Angst, Traumatisierungen und Blockaden auflösen. Er kann daher als Erste-Hilfe-Stein bei Unfällen, als Wundheilstein oder zur Verbesserung der Energieversorgung und Durchblutung eingesetzt werden, wie z.B. bei kalten Händen und Füßen. Obsidian soll Schmerzen und Verspannungen lindern.
Anwendung
Zur seelisch-geistigen Anwendung sollte Obsidian als Kugel oder Spiegel ruhig in der Meditation betrachtet werden. Hierfür eignen sich der schwarze Obsidian sowie der Gold-, Silber- und Regenbogenobsidian.
Für körperliche Anwendungen sollten Rauch-, Mahagony- oder Schneeflocken-Obsidian direkt auf die betroffenen Körperstellen aufgelegt oder mit Hautkontakt am Körper getragen werden.
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1Michael Gienger: Lexikon der Heilsteine. Saarbrücken 2006
Fotos: Bettina Rutz