Probleme mit Gefühlen lösen!

Was sind eigentlich Gefühls-Probleme? Und wie wirst du sie und ihre fiesen Folgen los? Wie schaffst du es, dich weniger zu stressen? Was tun bei Ängsten, Ärger, Beziehungsproblemen, Ess-Störungen, psychosomatischen Beschwerden und und und?

In meinem letzten Blog hast du erfahren, was Gefühle nach dem Verständnis der Kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) sind. Wir haben neun verschiedene Gefühle in unterschiedlichen Ausprägungen unterschieden. Dann haben wir diese von körperlichen Begleiterscheinungen, Gedanken/Bewertungen und Körpergefühlen abgegrenzt.

Heute lernst du das Modell der KVT zur Entstehung von Gefühlen kennen.* Dieses Schema ist enorm hilfreich und alltagstauglich. Konkret geht es um folgende Fragen: Wie entstehen Gefühle? Wodurch steuerst du sie? Wie kannst du Gefühls-Probleme und ihre fiesen Folgen loswerden? Wie kannst du leichter und freier durchs Leben gehen?

Die KVT geht von folgenden Annahmen aus: Situationen, Personen oder Dinge sind NICHT die Ursache von Gefühlen. Gefühle entstehen vielmehr durch die Bewertung dieser Situationen usw. Daraus folgt, dass du Gefühle verändern kannst, indem du deine Bewertungen ändern. Wenn du also deine Denkweise wandelst, kannst du unangebrachte oder unangebracht starke Gefühle loswerden.

Was ist eigentlich ein Gefühls-Problem? Ein Gefühls-Problem hast du dann, wenn du in einer bestimmten Situation, bei bestimmten Personen oder Dingen unter belastenden Gefühlen (Angst, Ärger, Verzweiflung, Deprimiertheit oder Scham) leidest.

Die Verhaltenstherapie ist eine effektive und wissenschaftlich anerkannte Therapieform. Die KVT ist ihre modernste und wirksamste Form. Ihr zufolge können wir die meisten Gefühls-Probleme auf Lerndefizite oder unangemessene, krank machende Denk- und Verhaltensmuster zurückführen. Das heißt, dass wir bestimmte Fähigkeiten für die Lebensbewältigung oder das Erreichen von Zielen bislang noch nicht gelernt haben. Oder dass das bisher Gelernte sozial oder psychisch ungünstig und ungesund ist. Das macht ein Umlernen nötig.

Die Beratung nach der KVT ist also ein Prozess des Neu- oder Umlernens bestimmter Denk- und Verhaltensweisen. Das Ziel ist, die Art oder Stärke der Gefühle zu verändern, unter denen du unnötig oder unnötig stark leidest.        

Der therapeutische Prozess vollzieht sich in vier Schritten: Erstens durchschaust du das Prinzip, das deinem Denken, Fühlen und Verhalten zugrunde liegt. Du kommst dir also selbst auf die Schliche. Das macht es leichter, gezielt Veränderungen zu planen und anzugehen. Zweitens änderst du unlogische oder nicht hilfreiche Gedankenmuster.  In einem dritten Schritt setzt du diese Erkenntnisse in neues, zielgerichtetes Denken und Verhalten um. Dies geschieht mit Hilfe strukturierter Übungsprogramme. Durch neue Erfahrungen lernst du das zuerst noch theoretische Wissen auch zu GLAUBEN. Viertens verankerst du dadurch die Veränderung und kannst sie auf ähnliche Situationen übertragen.

Deine aktive Mitarbeit in Form von Selbstbeobachtungen, Übungen und Notizen ist eine notwendige Voraussetzung für das Gelingen der Therapie. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in dir selbst. Nur du selbst kannst Veränderungen umsetzen. Deine Therapeutin leitet dich an und erarbeitet mit dir die nötigen Erkenntnisse. Und zeigt dir, wie du diese „Erleuchtung“ durch Neu- und Umlernen im täglichen Leben am besten umsetzt.

Die Beratung ist damit grundsätzlich eine Hilfe zur Selbsthilfe: Zu Anfang bekommst du eine kleinschrittige Begleitung. Mit der zunehmenden Verankerung deiner Veränderung im Alltag nimmt diese allmählich ab. Schließlich wird sie überflüssig.

Es ist also möglich, Probleme zu lösen und sich weniger zu stressen! Was es braucht, sind Zeit, Geduld und Übung – wie beim Sport.

Konkret besteht das ABC-Modell zur Veränderung von Gefühlen aus vier Schritten: Erstens beschreibst du sachlich die Ausgangssituation A, so, wie sie für jeden beobachtbar wäre. Zweitens beschreibst du in drei Unterschritten deine Bewertung B der Situation – mit allen bewussten und verdeckten Gedanken zum Zeitpunkt A. Drittens beschreibst du die Konsequenzen C, unterteilt in Gefühls- und Verhaltenskonsequenzen. Viertens überlegst du, welches Gefühl und welches Verhalten du in dieser Situation angemessen fändest. Das sind die Zielsetzungen Z, unterteilt in Ziel-Gefühl und Ziel-Verhalten. Auf der Basis dieser vier Schritte vollzieht sich anschließend der gesamte Veränderungsprozess.

Das Kognitive Modell zur Gefühlsentstehung im Überblick:

A Ausgangssituation (die sachliche Beschreibung der für jeden Menschen ohne Vorwissen beobachtbaren Situation; konkreter Zeitpunkt, zu dem ich mit einem bestimmten Gedanken oder Gefühl reagiert habe)

B Bewertung der Situation: alle bewussten und verdeckten Gedanken zum Zeitpunkt A

1. Meine persönliche Sichtweise von A

Was sehe ich mit meinem Vorwissen und meinen persönlichen Normen in der Situation A?

2. Schlussfolgerungen und vermutete Konsequenzen:

Wie deute ich das?

Welche Schlussfolgerungen ziehe ich aus meiner persönlichen Sichtweise von A?

Welche Konsequenzen vermute ich?

3. Bewertung:

Wie finde bzw. fände ich das?

C Konsequenzen: Gefühls- und Verhaltenskonsequenzen aus der Bewertung

1. Welches Gefühl habe ich nach B? Gibt es körperliche Begleitsymptome?

2. Was genaue tue ich daraufhin? Wie verhalte ich mich?

Z Zielsetzungen:

1. Zielgefühl:

Welches Gefühl finde ich in der Situation A angemessen und zielführend?

2. Zielverhalten:

Welches Verhalten finde ich in der Situation A angemessen und zielführend?

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Text-Quelle: „KVT-Praxis – Strategien und Leitfäden für die Kognitive Verhaltenstherapie“, Harlich H. Stavemann (Hrsg.), Weinheim 2005.

Bild-Quelle: Pixabay/Alexas_Fotos

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