Beziehungen
„Das Leben war nie als Kampf gedacht. Es sollte sich aus seiner Quelle im reinen Bewusstsein entfalten“, schreibt der indische Internist und Meditations – Lehrer Deepak Chopra* in seinem Buch der Lösungen.
Die Herausforderungen des Lebens – Beziehungen
Im zweiten Kapitel führt er inspirierende Überlegungen zu den größten Herausforderungen des Lebens aus. Zunächst einmal widmet er sich dabei den Beziehungen.
Chopra fragt: Wodurch wird eine Beziehung offen für spirituelle Lösungen? Seine Antwort: Dadurch, dass du bereit bist, das eigene Bewusstsein zu erweitern und dem Partner ebenfalls den Raum dazu zu geben. „Eine spirituelle Beziehung ist somit ein Spiegel, in dem zwei Menschen einen flüchtigen Blick auf ihre Seele erhaschen können. Eine spirituelle Beziehung schenkt tiefste Erfüllung. Eine solche Erfüllung lässt sich nicht heucheln. Aber woraus setzt sie sich zusammen?“ Nichts ist fest gefügt, es handelt sich um einen Prozess mit Drehungen und Wendungen.
Wenn zwei Menschen sich einmal geliebt haben und plötzlich voneinander entfremdet und unglücklich sind, weist der Prozess bestimmte Charakteristika auf:
Projektion
Dein Partner macht dich wütend und frustriert dich. Er will dich weder verärgern noch dir schaden, aber das ändert nichts an deinen Gefühlen. Bei der kleinsten Geste fallen dir all die Dinge auf, die dich an ihm stören.
Urteil
Du hast das Gefühl, dein Partner sei irgendwie im Unrecht oder schlecht. Du empfindest ihm gegenüber einen starken Vorwurf oder einen Mangel an Respekt.
Co-Abhängigkeit
Dein Partner ergänzt die Teile, die dir fehlen. Zusammen seid ihr ein Ganzes und bildet eine geschlossene Front gegen die Welt. Der Haken: Ihr habt das Gefühl, wie siamesische Zwillinge miteinander verwachsen zu sein. Und wenn du mal anderer Meinung bist, siehst du dich außerstande, wie eine erwachsene Person für dich einzutreten.
Zu viel geben
Um gut mit deinem Partner auszukommen, hast du deine Macht weggegeben. Er trifft alle Entscheidungen und hat das letzte Wort. Du bist in Sachen Unterhalt, Aufmerksamkeit, Anerkennung, Selbstachtung und sogar Selbstwertgefühl von ihm abhängig.
Zu viel nehmen
Du machst deinen Partner abhängig. Das Mittel dazu ist Kontrolle. Du willst recht haben. Du sparst nicht mit Vorwürfen, teilst dich selten mit und ziehst ihm kaum zu Rate. Du gibst ihm mit kleinen oder großen Gesten zu verstehen, dass er nicht so wichtig für dich ist.
Chopra ist davon überzeugt, dass Beziehungen dann schwierig werden, wenn die obigen Symptome eines eingeschränkten Bewusstseins auftreten und du zum Beispiel
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deine negativen Seiten auf deinen Partner projizierst,
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beschuldigst und verurteilst, statt Verantwortung zu übernehmen,
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deinen Partner dazu benutzt, die dir fehlenden Teile zu ergänzen,
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deine Machst abgibst und dich abhängig machst,
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die Macht an dich reißt und versuchst, den anderen zu kontrollieren.
Der Meditationslehrer schreibt: „Wenn diese Probleme auftauchen, wird die Beziehung noch schwieriger, da sich beide Partner in ihr Schneckenhaus zurückziehen und die Kommunikation zusammenbricht. In solchen Beziehungen entsteht eine Pattsituation, in der sich beide blockiert und frustriert fühlen.“
Die andere Seite: Die Alternative ist, die Beziehung Augenblick für Augenblick klug und gut zu meistern. „Nimmt in einer Beziehung das Bewusstsein zu, entwickeln sich beide Partner gemeinsam weiter. Sie projizieren nicht, sondern betrachten den anderen als Spiegel. Dies ist die Grundlage einer spirituellen Beziehung“, in der du
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dein wahres Selbst entfalten und auf dieser Ebene mit anderen in Beziehung treten kannst,
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den anderen auch als ebenbürtige Seele betrachten kannst,
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dein Glück nicht auf Illusionen und Erwartungen, sondern auf Authentizität gründen kannst,
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die Nähe nutzen kannst, um zu wachsen und dich weiterzuentwickeln,
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deine Opferhaltung überwinden kannst, indem du die Verantwortung für deinen Teil der Beziehung übernimmst,
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erst fragst, was du geben kannst, ehe du forderst, was du kriegen kannst.
Wenn Beziehungen erwachen
Ein erweitertes Bewusstsein besitzt nach Chopra ganz eigene Charakteristika. Wirf einen Blick auf den besten Teil deiner Beziehung – auf die Momente, in denen du dich deinem Partner ganz nah und verbunden fühlst – und frage dich, ob die folgenden Punkte zutreffen:
Entwicklung
Du versuchst, dein wahres Selbst zu finden und aus dieser Ebene heraus zu handeln. Dein Partner hat das gleiche Ziel. So groß dein Wunsch auch ist, dich weiterzuentwickeln und zu wachsen, wünscht du ihm das Gleiche.
Gleichberechtigung
Du fühlst dich weder unter- noch überlegen. Es spielt keine Rolle, wie sehr dein Partner dich verärgert, am Ende siehst du in ihm eine andere Seele. Ihr respektiert einander. Ihr setzt euch in Auseinandersetzungen nicht herab.
Authentizität
Ihr erwartet Ehrlichkeit und Authentizität voneinander. Ihr erkennt, dass Illusionen des Glückes Feind sind. Ihr heuchelt keine Gefühle, die ihr nicht empfindet. Gleichzeitig erkennt ihr, dass Negativität eine Projektion ist und gebt Ärger und Wut nicht nach. Authentisch sein bedeutet auch, sich jeden Tag wie ein neuer Mensch zu fühlen. Wenn jeder Moment echt ist, müsst ihr nicht auf Erwartungen und Rituale bauen, um den Tag zu überstehen.
Intimität
Es bereitet euch Vergnügen, einander nah zu sein und ihr nutzt diese Nähe, um zu verstehen und verstanden zu werden. Ihr verzichtet auf Manipulationen und weicht genauso wenig aus Angst zurück. Nähe ist kein Zustand, in dem sich einer von euch nackt und verwundbar fühlt. Sie ist eure tiefste gemeinsame Wahrheit.
Verantwortung
Du übernimmst die Verantwortung für deine Angelegenheiten – auch wenn das schmerzlich ist. Du trägst deine Lasten selbst. Manche Bürde schultert ihr gemeinsam, aber ihr lasst euch nicht zu Co-Abhängigkeit verführen. Du überwindest die Opferhaltung und erkennst, dass es „deine Wut“ und „deine Verletzung“ ist und es nicht darum geht, „wie wütend du mich machst“ oder „auf welche Weise du mich verletzt“. Du lässt nicht zu, dass eine andere Person deine Gefühle diktiert und deine Entscheidungen fällt.
Sich hingeben durch Geben
Hingabe bedeutet für dich nicht Unterwerfung. Statt dessen fragst du dich, was du für deinen Partner tun kannst und erreichst so eine höhere Stufe der Hingabe. Auf dieser Ebene ist es eine Ehre zu geben. Es ist ein fast schon unpersönliches Gefühl der Liebe, da du keine Gegenleistung erwartest.
Wenn euch der Unterschied zwischen diesen beiden Prozessen klar wird, wobei der eine zu einer Verschlechterung des Verhältnisses und der andere zu einer gemeinsamen Weiterentwicklung führt, ist der erste Schritt zu einer konstruktiven Beziehung getan. In einer Beziehung, die sich über Jahre hinweg in eine spirituelle Richtung entwickelt, wirst du automatisch folgende Dinge tun:
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Du begegnest deinem Partner mit emotionaler Offenheit und vertraust darauf, dass er deine Gefühle schätzt.
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Du gehst eine tiefe Verbindung ein, in dem Vertrauen, angenommen zu sein.
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Du erforschst, wer du wirklich bist und wer dein Partner wirklich ist.
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Ihr lasst Liebe und Nähe wachsen, ohne Grenzen zu errichten oder zuzulassen, dass euch Angst in die Quere kommt.
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Ihr verfolgt gemeinsam ein höheres Ziel.
Ja, das hört sich alles ziemlich idealtypisch und visionär an. Einerseits. Andererseits ist der Mensch ein soziales Wesen und dein persönliches Wachstum vollzieht sich nicht im luftleeren Raum, sondern in einem sozialen Umfeld und wenn du dich änderst, dann ändert sich konsequenterweise auch das System, in dem du unterwegs bist. Das ist nicht immer easy going, aber sicher lohnenswert auf dem Weg zu mehr Authentizität und Nähe und echter Begegnung, denke ich.
Im nächsten Blog zum Thema geht es um Gesundheit und Wohlbefinden!
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*Deepak Chopra: Das Buch der Lösungen. Spirituelle Antworten auf alle Lebensfragen. München 2. Auflage 2012
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