Das gelassene Gehirn eines Buddha

Heute gibt es in der Buchvorstellung ein schönes Werk aus dem Bereich Achtsamkeit und Meditation.

 

Rick Hanson:

Das gelassene Gehirn eines Buddha. Schritt für Schritt zu mehr Resilienz und Wohlbefinden.

Buch & 2 CDs

Freiburg 2013

 

Der Autor

Dr. Rick Hanson ist Neuropsychologe und Lehrer, der an der Schnittstelle von Psychologie, Neurologie und kontemplativer Praxis arbeitet. Er ist Autor des Buches Das Gehirn eines Buddha – ein Bestseller, der in 20 Sprachen übersetzt wurde und 2010 im Arbor Verlag erschienen ist (mit Richard Mendius). Rick Hanson lehrt an Universitäten und Meditationszentren in den USA, Australien und Europa.

Der Klappentext

„Unser Gehirn hat wirkungsvolle Mechanismen entwickelt, um mit Bedrohungen und Gefahren umzugehen. Doch im Angesicht von Stress schaden uns unsere Überlebensreflexe teils mehr, als dass sie uns nützen. Um Ihnen zu helfen, mit den Herausforderungen der heutigen Welt besser klarzukommen, hat der Neuropsychologe Rick Hanson Das gelassene Gehirn eines Buddha entwickelt.“

Das Buch

Das Wissen der Hirnforschung hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten ungefähr verdoppelt. Außerdem wurden diese Forschungen in hohem Maße durch kontemplative östliche Traditionen erweitert. Dabei wird immer mehr deutlich, dass unsere Gedanken und Gefühle nach und nach unser Gehirn formen. Hanson schreibt begeistert: „Das heißt, dass wir in unserem Leben heute eine historisch nie dagewesene Möglichkeit haben: Wir können unseren Geist zielgerichtet und geschickt benutzen, um unser Gehirn von innen nach außen zu verändern. Und das ist eine fantastische Möglichkeit!“

Das Buch ist in neun Kapitel unterteilt:

1. Kapitel: Was ist Stress?

Der erste Satz: „Jeder von uns möchte glücklich sein.“ Yes, Volltreffer. Rick Hanson schreibt von unserem Wunsch, in einem Zustand des ständigen Wohlbefindens zu leben. Und von all den negativen Geisteszuständen und der spezifischen Befindlichkeit von Körper und Geist, die diese unglücklichen Zustände kennzeichnet: Stress. Der Autor beschreibt in diesem Abschnitt des Buches zwei Dinge:

• Erstens die Funktionsweise von Stress im Gehirn. Es ist wichtig, diese Funktion zu verstehen, um Stress zu vermeiden.

• Zweitens eine andere Art und Weise, dein Gehirn zu nutzen. Damit du dem Leben so begegnest, dass es nicht zu Stress führt, sondern von zunehmendem Wohlbefinden charakterisiert ist.

2. Kapitel: Die Stressreaktion

Hanson zeigt auf, dass Stress als Bewältigungsstrategie ein Weg ist, um auf das Leben zu reagieren. „Sie wurzelt in unserer Biologie als Tiere, die im Laufe von Millionen von Jahren der Evolution zu dem wurden, was wir heute sind. Die Stressreaktion ist tief im Körper verwurzelt und sie wird durch sehr verfeinerte körperliche Mechanismen gesteuert.“ Der Neuropsychologe hebt in diesem Zusammenhang zwei dieser Prozesse besonders hervor:

• das sympathische Nervensystem und

• die HPA-Achse oder Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse.

3. Kapitel: Verbindung, Anziehung und Vermeidung

Im dritten Kapitel beleuchtet Hanson drei Systeme in unserem Gehirn:

• Wir werden von Belohnungen und Möglichkeiten angezogen,

• wir wollen Gefahren und Schmerz vermeiden und

• wir wollen uns mit einem WIR verbinden, dazugehören und Bindungen eingehen.

Das Wichtige dabei ist, dass jedes dieser grundlegenden Systeme entweder in einen Zustand von Stress oder in einem Zustand des Wohlbefindens aktiv sein kann.

4. Kapitel: Das System der Verbindung

Zum Stress-Schutz für dein Gehirn gehören drei Aspekte:

• Erstens willst du die Aktivierung des Stress-Modus in jedem der drei Systeme verringern.

• Zweitens geht es darum, die Aktivierung des Modus des Wohlbefindens in jedem der drei Systeme zu stärken.

• Der dritte Aspekt im Stress-Schutz für dein Gehirn besteht darin, diese drei Systeme in einer immer stärker werdenden Gelassenheit zusammenzubringen.

5. Kapitel: Das System der Anziehung

Was das System der Anziehung betrifft, so ist es okay, das Angenehme zu genießen, dich gut fühlen und mehr von den positiven Aspekten des Lebens erfahren zu wollen. Die Schwierigkeiten fangen da an, wo du am Angenehmen anhaftest – weil alles sich verändert und endet. Probleme entstehen auch, wenn du die angenehmen Erfahrungen bis zu dem Punkt verfolgst, wo der Preis dafür zu hoch wird.

6. Kapitel: Werte und Sehnsüchte

Hier geht es um das Üben einer Praxis, um Werte und Sehnsüchte zu vertiefen und beides zu nutzen, um die Stressaktivität des Systems der Anziehung zu dämpfen oder zu verringern. Gleichzeitig kannst du lernen, das System der Anziehung in einer Weise zu aktivieren, so dass du ein positives Befinden erreichst. Bei den Werten geht es im Grunde darum, niemandem zu schaden. Und Sehnsucht bedeutet, „dass wir unseren Geist in eine zunehmend positive Richtung lenken.“

7. Kapitel: Das System der Vermeidung

Von den drei grundlegenden Systemen der Verbindung, Anziehung und Vermeidung ist letzteres das System, das am häufigsten mit einer Stressaktivität einhergeht. Das System der Vermeidung beschäftigt sich nämlich vor allem mit dem Umgang mit Gefahren, um als Reaktion darauf Kampf, Flucht oder Erstarrung auszulösen.

8. Kapitel: Wut und Vergebung

Im vorletzten Kapitel geht es um die Natur der Wut und das Wesen der Vergebung und eine Übung dazu. Wut ist letzten Endes ein Leiden, das du dir selbst zufügst – so als würdest du mit bloßen Händen mit heißen Kohlen um dich werfen. Dagegen bedeutet Vergebung im Grunde, dass du nicht mehr wütend auf jemanden bist. Und dass du nicht darunter leidest, dass du weiterhin nachtragende Gefühle und Groll mit dir herumschleppst.

9. Kapitel: Gelassenheit

Rick Hanson untersucht im letzten Kapitel das Gefühl der Gelassenheit genauer. Er betont, dass Gelassenheit etwas anderes als Ruhe ist: Wenn du ruhig bist, zeigst du keine Reaktionen. Wenn du gelassen oder gleichmütig bist, dann reagierst du nicht auf deine Reaktionen. „Mit anderen Worten, wenn die Stimmungslagen der Gefühle kommen und gehen – die angenehmen, unangenehmen und neutralen Gefühlslagen -, dann spielt Gelassenheit die Rolle eines großen Stoßdämpfers, eines Puffers, in dem es keine Reaktivität gegenüber den Gefühlslagen der Erfahrung gibt, die kommen und gehen.“ Die stressvollen Reaktionen können dann nicht die Kraft entfalten, den Geist zu kontrollieren.

Die CDs

Die beiden beiliegenden CDs enthalten sieben geführte Meditationen und ein Nachwort. Die Texte werden von Lienhard Valentin gesprochen, der seit 30 Jahren Meditation praktiziert und international als Kursleiter in der Integration von Achtsamkeit und Mitgefühl in Familie, Therapie und Gesellschaft tätig ist.

Meine Meinung

Ich bin ein hingebungsvoller Kopf- und ein hingebungsvoller Herz-Mensch. Dieses Buch spricht eher den Kopf an, wie du aus der kurzen Vorstellung der Kapitel sofort gemerkt haben wirst. Es besitzt eine ordentliche Dosis Naturwissenschaft, die erst einmal nachvollzogen werden will. Letzten Endes führt die Lektüre aber nicht zu einer verstärkten Verkopfung, sondern nach einem Sacken-Lassen und Üben eher zum Gegenteil: Nämlich der Erkenntnis UND der Erfahrung, dass du nicht deine Gedanken bist und auch nicht dein Gehirn. Vielmehr zeigt Hanson, dass unser Gehirn eine brillante Biologie-Maschine ist, die allerdings auch ihre Eigenheiten hat. Diese zu kennen und in ihrem biologischen Sinnzusammenhang zu verstehen, gibt dir mehr Wahlmöglichkeiten und Freiheiten in deinem konstruktiven Umgang damit.

Rick Hanson schreibt in diesem Zusammenhang davon, dein Gehirn zu trainieren. Du kannst lernen, wie du einerseits die Stressreaktion verringern und andererseits „ein Gefühl der Ausgeglichenheit, ein klares Sehen der Welt, positivere Emotionen und mehr Verbundenheit mit anderen Menschen entwickeln“ kannst. Hanson nennt das einen „Stress-Schutz“ für dein Gehirn. Den kannst du auf viele Arten verwenden:

• Du kannst ihn nutzen, um dein Wohlbefinden und deine Lebensqualität zu erhöhen.

• Du kannst den Stress-Schutz auch nutzen, um psychologisches Leiden und psychologische Hindernisse zu verringern.

• Und du kannst damit „sehr weit in tiefe, tiefe Bereiche des inneren Friedens, des unerschütterlichen Glücks und des spirituellen Erwachens gehen“.

Wie auch immer – mein Fazit: Keine leichte Kost, aber durchaus lesens- und lohnenswert!

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Foto: Pixabay