Seit es gelungen ist, Duftstoffe aus Pflanzen zu gewinnen, hat man sie als Parfums zu unserem Wohlgefallen benutzt.
Im alten Ägypten waren raffinierte Duftstoffe nur der Pharaofamilie und der Priester- und Beamtenschicht zugänglich. Ihnen zugehörige Damen und Herren bedufteten sich mit Parfums, die bis zu zwanzig verschiedene Inhaltsstoffe enthielten. Verdiente Beamte wurden mit Duftgeschenken vom Pharao belohnt.
Heute können wir uns mit einigen Essenzen unser ganz persönliches Parfüm kreieren (oder kreieren lassen). Ein Parfum kann verzaubern, beflügeln und die innersten geheimen Saiten zum Schwingen bringen. Es kann die Persönlichkeit unterstreichen und die Ausstrahlung verstärken. Sein Duft ist eine geheime Botschaft unserer Eigenschaften und Wünsche. Sie werden auf subtile Weise wie mit Flügeln an die Nasen derer getragen, die uns nahe sind. Parfums legen sich gleich einer Aura um Menschen, Ereignisse und Stimmungen und hinterlassen tiefe Eindrücke in unserem emotionalen Gedächtnis. Sie übertragen unser Schwingungsmuster, das mit den feinsten Fühlern des Geruchssinns unserer Mitmenschen entschlüsselt und gespeichert wird.
Natürlich wurden Parfums schon immer wegen ihrer aphrodisierenden Wirkung geliebt und als „zärtliche Botschaften“ verwendet, denn manche Düfte können selbst den nüchternsten Verstand betören. Davon wurde zu allen Zeiten reichlich Gebrauch gemacht. Als Kleopatra sich auf ein Treffen mit Marcus Antonius vorbereitete, ließ sie die Segel ihres Schiffes so beduften, dass, so heißt es, „selbst der Wind liebestrunken war“.
Meist wählen wir intuitiv das zu uns passende Parfum. Eine Person, die ein Parfum trägt, das ihrer Persönlichkeit nicht entspricht, erzeugt Gefühle der Ablehnung und Distanz bei ihren Mitmenschen. Meist läuft dies völlig unbewusst für alle Beteiligten ab.
Eine Duftmischung kann auf Tageszeit, Jahreszeit oder Gelegenheit abgestimmt sein. Morgens passen eher frische Düfte mit betonter Kopfnote, erfrischend und belebend. Der Nachmittagsduft könnte blumig und warm sein. Abends ist es dann Zeit für würzige, sinnliche und schwere Duftmischungen.
Parfumeure können bis zu 2.000 verschiedene Duftbausteine voneinander unterscheiden. Sie wählen aus Hunderten von verschiedenen Duftbausteinen jene, die gut zusammenpassen, sich ergänzen und gegenseitig unterstützen. Ein Parfum ist wie eine Symphonie: zusammengesetzt aus vielen Duftnoten, die eine Schwingung ergeben. Das Komponieren eines Parfums ist eine schöpferische Tätigkeit, die viel Einfühlungsvermögen, Phantasie und Inspiration verlangt.
Parfums wurden ursprünglich aus natürlichen Essenzen zusammengestellt. Heute gibt es kein konventionelles Parfum mehr, das nur aus reinen ätherischen Ölen besteht. Diese wurden von synthetischen Duftstoffen verdrängt und seit den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts immer weniger verwendet. Heutzutage werden vornehmlich rein synthetische Parfums gemacht.
Mit einigen Essenzen kannst du dein ganz persönliches Naturparfum mischen. Die Essenzen brechen beim Zusammenkommen ihre Molekularketten auf und verbinden sich mit anderen zu etwas ganz Neuem. So ist eine Mischung mehr als die Summe des Zusammengefügten. Ein einmaliger Duft ist entstanden!
Parfums werden meist in Alkohol gelöst. Danach lässt man sie zwei bis drei Wochen zusammenwachsen und reifen. Je nach Gehalt an Essenzen entsteht ein Eau de Cologne, Eau de Toilette oder ein Parfum (Extrait).
Eau de Cologne hat den niedrigsten Anteil an Duftessenz in Alkohol, 3% Essenz in 70%igem Alkohol; Eau de Toilette enthält 4% Essenz in Alkohol; Parfum hat 15 – 30% Essenz in 90%igem Alkohol. Parfums werden heute in vergälltem Alkohol gelöst. Besorge dir für dein Parfum reinen Weingeist in der Apotheke.
Statt in Alkohol kannst du dein Parfum auch in der Basis von Jojobaöl mischen. Dieses ist Haut pflegend und trocknet die Haut nicht wie Alkohol aus. Es sorgt dafür, dass die Düfte lange Zeit auf der Haut haften bleiben. Fülle ein 10ml-Fläschchen mit Jojobaöl fast voll und tropfe die Essenzen hinein. Man rechnet 15 – 20 Tropfen. Beginne mit einer Mischung aus wenigen Ölen und teste sie während des Mischens immer wieder auf der Haut. Lasse das fertige Parfum zwei Wochen reifen, damit die Essenzen zusammenwachsen können. Ein Parfum, besonders ein Naturparfum, verbindet sich mit dem individuellen Duft der Haut. Es kann bei verschiedenen Personen verschieden duften. Erscheint dir das Parfum zu stark, so kannst du es mit Jojobaöl oder Alkohol verdünnen.
Kopf-, Herz- und Basisnoten
Man teilt die Duftbausteine einer Duftkomposition in drei Gruppen ein:
Kopfnoten sind jene Düfte, die den „Angeruch“ eines Parfums ausmachen. Sie steigen uns zuerst in die Nase; Essenzen mit hoher Schwingung, die leicht flüssig sind. Sie duften frisch oder fruchtig, manchmal fast stechend.
Herznoten bilden das Herz einer Mischung. Hierfür wählt man Essenzen mit weichem, blumigem Duft. Oft handelt es sich um Düfte, die „ans Herz gehen“. Hierher gehören auch Essenzen mit stark ausgleichender Kraft.
Basisnoten sind jene Essenzen, die du aus deinem Parfum noch am Abend riechst, wenn du es am Morgen oder Mittag aufgetragen hast. Es sind Düfte mit tiefer Schwingung, die nicht leicht flüchtig sind und länger brauchen, um sich in die Lüfte zu erheben. Sie dienen als Fixative, Duftverzögerer. Das heißt, sie können flüchtige Essenzen daran hindern, schnell zu verdunsten. Solche Essenzen stammen meist von Bäumen oder Gewürzen. Die Parfümerie verwendete früher hauptsächlich Tierdüfte wie Moschus, Amber oder Castoreum (Bibergeil), heute deren synthetische Ersatzstoffe. Wähle als Basisnote Essenzen mit warmem, schwerem Duft.
Übergänge
Manche Öle können Übergänge schaffen zwischen den einzelnen Teilen einer Mischung und verbinden sie miteinander. Wenn die Kopfnote zum Beispiel zu spitz geworden ist und zu wenig Verbindung mit der Herznote hat, dann wähle als Zugabe ein Öl, das beide, Kopf und Herz, miteinander verbindet. Dazu gehören Mandarine, die frisch und warm zugleich riecht, oder Lavendelessenz, die gut verbinden kann. Ist hingegen die Basis zu schwer geworden und ohne Verbindung zur Herznote, dann wähle dazu ein Öl, das zwar Basisnote ist, jedoch auch Eigenschaften der Herznote hat: Rosenholz oder Koriander.
Orde nun deine Essenzen nach diesem Prinzip und wähle aus jeder Gruppe eines oder mehrere. Lass dich bei deiner Entscheidung von deiner Nase leiten. Wenn du ein Parfum für eine andere Person mischst, lasse diese ihren Lieblingsduft aus den drei Gruppen wählen.
Beginne mit der Basis. Träufele einige Tropfen davon in das Jojobaöl. Schüttele die Mischung gut und prüfe sie auf der Haut. Danach beginne mit den Essenzen für die Herznote. Zum Schluss setze die Kopfnote. Wenn das Parfum am Ende noch nicht „rund“ ist, kannst du von den einzelnen Ölen noch etwas zufügen um auszugleichen. Ist zum Beispiel das Parfum durch Ylang-Ylang zu süß geworden, kannst du dieses abschwächen durch die Zugabe von Orange, Zitrone oder Limette.
Mit der Jojobaöl-Parfum-Mischung kannst du ein neutrales, fettes Öl parfümieren. Wenn du etwas Geschick und Erfahrung mit dem Mischen von Essenzen in Jojobabasis hast, kannst du die Essenzen auch in einer Flasche ohne Basis mischen. Mit diesem „Duftkonzentrat“ kannst du deine Bäder, Kosmetika, Duschgel, Briefpapier usw. beduften.
Kopfnoten:
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Zitrone
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Bergamotte
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Orange
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Mandarine
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Limette
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Lemongrass
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Minze
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Eukalyptus
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Eisenkraut
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Pampelmuse
Herznoten:
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Rose
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Ylang-Ylang
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Tuberose
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Tagetes
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Jasmin
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Geranie
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Ysop
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Lavendel
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Römische Kamille
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Melisse
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Muskatellersalbei
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Iris
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Mimose
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Myrte
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Neroli
Basisnoten:
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Sandelholz
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Zedernholz
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Rosenholz
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Zypresse
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Zirbelkiefer
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Zimt
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Koriander
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Muskat
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Cumin
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Angelikawurzel
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Nelke
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Wacholder
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Patchouli
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Eichenmoos
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Tonka
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Vanille
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Benzoe
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Weihrauch
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Cistrose
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Galbanum
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Vetiver
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Moschuskörner
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Honigessenz
Mischungen
Weiße Rosen
blumig, warm
10 Tropfen Patchouli
10 Tropfen Geranie
10 Tropfen Bergamotte
in 10ml Jojobaöl oder 90%igem Alkohol verschütteln.
Diana
sinnlich
2 Tropfen Eisenkraut
2 Tropfen Jasmin
2 Tropfen Pampelmuse
2 Tropfen Tuberose
2 Tropfen Bergamotte
2 Tropfen Eichenmoos
in 8ml Jojobaöl oder 90%igem Alkohol verschütteln.
Alice im Wunderland
besonders rassig
2 Tropfen Tagetes
4 Tropfen Sandelholz
2 Tropfen Honigöl
2 Tropfen Mandarine
1 Tropfen Vetiver
in 8ml Jojobaöl oder 90%igem Alkohol verschütteln.
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Text – gekürzt und leicht geändert – von Susanne Fischer-Rizzi: Himmlische Düfte, München 1990
Foto: Pixabay