Was ist Glück, was ist Meditation und wie hängt beides zusammen?
Was ist Glück? Was ist Meditation? Wie meditiert man richtig? Und inwiefern hängen Glück und Meditation zusammen?
Bevor ich starte, muss ich etwas gestehen: Der Anfang des Titels ist geklaut. Lieber und geschätzter Dr. med. Eckart von Hirschhausen: Es tut mir NICHT leid. Diese Kombination ist einfach zu gut, um sie nicht zu kopieren. Ich glaube, Sie verstehen das. Falls nicht: Ich entschuldige mich hiermit für den Ideenklau. Falls immer noch nicht: Ich bitte freundlich um Beschwerde über meine Homepage. Dann lerne ich Sie endlich mal kennen. Und freue mich schon drauf. Das darf aber auch gerne so ganz ohne Beschwerde geschehen!
Was ist Glück?
Für mich ist es zum Beispiel ein großes Glück, meine Traumwohnung gefunden zu haben. Für mich ist Glück, dass ich (fast) jeden Morgen weiß, wofür ich aufstehe. Glück ist für mich, einen sicheren und sinnvollen Job zu haben. Und einen anderen, in dem ich meine Bestimmung leben darf. Mich machen die vielen wunderbaren Menschen in meinem beruflichen und privaten Umfeld glücklich. Ich bin glücklich über meine geistige, psychische und physische Gesundheit. Glück bedeutet für mich, morgens mit einem klaren Fokus aus dem Haus zu gehen und am Abend vor dem Schlafengehen mühelos eine Handvoll Dinge aufzählen zu können, für die ich dankbar bin und die mich freuen… Ich könnte diese Aufzählung noch fortführen, aber ich höre hier mal auf.
Was ist Meditation?
Die Definitionen vom Meditation sind so zahlreich wie die Menschen, die sie praktizieren und darüber schreiben. Und auch die setzen bei ihrer Definition immer einen ähnlichen Schwerpunkt. Momentan würde ich drei Punkte betonen:
Erstens geht es darum, die Stille zu genießen. Äußerlich. Und dabei innerlich auch immer mehr zur Ruhe zu kommen. Sich Ruhe-Inseln im Alltag zu verschaffen und sich diese ganz besonderen Momente zu gönnen und sie mit allen Sinnen zu genießen.
Zweitens bedeutet Meditation, sich Zeit und Raum zu schenken, um ganz bewusst das Jetzt zu erleben. Mal für ein paar Minuten den Alltag und die persönlichen Lebensumstände außen vor lassen und dem wahren Ich zu begegnen. Zu erfassen, dass das Leben immer nur im jetzigen Moment geschieht. Das Leben, die Wirklichkeit ist im jetzigen Moment. In diesem Augenblick. Eckhart Tolle sagt: „Konzentriere dein Leben auf diesen Augenblick. Auch wenn deine Lebensumstände sehr problematisch sind, wie es meistens der Fall ist, solltest du herausfinden, ob du im jetzigen Augenblick irgendein Problem hast. Nicht in zehn Minuten oder morgen, sondern jetzt. Hast du in diesem Augenblick ein Problem?“ Das ist essentiell.
Und drittens geht es darum, hinter die Leinwand des alltäglich ablaufenden Films zu schauen und in die Stille dahinter einzutauchen. In die Tiefe der eigenen Seele. Auf angenehmste Weise in sich selbst hineinzusinken, ich sich selbst hineinzulauschen, aufsteigende Bilder anzuschauen, vorhandene Gefühle zuzulassen und die eigene Stimme zu hören. Zu spüren, wie es mir eigentlich geht. Zu erkennen, was gerade wirklich wichtig ist.
Wie meditiert man eigentlich richtig?
Das werde ich immer wieder gefragt. Nun, meine Antwort sorgt regelmäßig für Verwirrung. Zunächst. Und dann für große Erleichterung. Und Dankbarkeit:
Hinsetzen.
Einatmen.
Ausatmen.
Ein und aus, ein und aus, ein und aus.
Hier und Jetzt.
Jetzt und Hier.
Hier jetzt.
Jetzt hier
Hier.
Jetzt.
Sonst nichts.
Stille.
Ruhe.
Immer mehr Frieden.
Neulich sagte eine Teilnehmerin nach einer zwanzigminütigen gemeinsamen Stille-Meditation zu mir: „Das wäre vor zehn Jahren noch nicht möglich gewesen“. Und sie beschreibt, dass sie da vor geistiger und körperlicher Unruhe noch schier durchgedreht wäre. Das habe ich schon häufiger in Meditationsgruppen beobachtet. Menschen, die vor lauter Unruhe keine paar Minuten in Stille sitzen können. Die sich ständig bewegen müssen, husten, sich räuspern, schniefen – voller innerer und äußerer Rastlosigkeit. Andere schlafen ein, sobald sie ein bisschen zur Ruhe kommen. Und wieder andere berichten davon, dass die Meditation sie aus dem Alltag holt und ihnen die innere Ruhe zurückbringt. Sie spüren, wie sehr sie in ihrem stressigen Alltag Momente der Entspannung brauchen.
Ich begegne in meinem Leben vielen verschiedenen Menschen und finde das ausgesprochen spannend. Manchmal ist es auch bestürzend. So habe ich letztes Jahr jemanden kennengelernt, der auf den ersten Blick unglaublich bezaubernd war. Ein Charmeur durch und durch, der fast alle Menschen, denen er begegnete, binnen Sekunden für sich einnahm. Faszinierend, wie gut er mit Menschen konnte. Ein ebenso intelligenter wie herzlicher Mensch mit Lebenserfahrung und einer guten Menschenkenntnis. Auf den zweiten Blick zeigte sich ein Mensch, der nicht alleine sein konnte. Der in seiner Freizeit pausenlos Menschen besuchte und verabredet war. Der das als: „Ich habe gern Gesellschaft“ bezeichnete, aber Stille nicht ertrug. Im Auto sofort laut Musik aufdrehte. Zu Hause permanent den Fernseher laufen ließ. Das Handy immer auf Empfang, allzeit erreichbar, ein Klingeln und Piepsen und Vibrieren ohne Ende. Gerne auch mal alles gleichzeitig. Meditieren wäre das letzte gewesen, was er gemacht hätte. Wer sich selbst nicht aushält und wer permanent vor sich selbst auf der Flucht ist, kann und will das nicht aushalten. Der spürt in der Stille auch nicht prickelnde Freude in sich rotieren, so wie viele Meditierende das tun, sondern eine beunruhigende Rastlosigkeit.
Und inwiefern hängen Glück und Meditation zusammen?
Warum schreibe ich das alles? Wo ist der Zusammenhang?
Nun, Meditation ist Spiegel und Mittel zugleich. Wenn du dich für einige Momente der Stille niederlässt, merkst du schnell, wie es dir geht und wo du gerade stehst. Du spürst sehr deutlich, wie tief und frei du atmest, wie schnell dein Herz schlägt, wie du dich fühlst, was du alles denkst und welche Färbung deine Gedanken und Gefühle haben. Das ist der Spiegel.
Und gleichzeitig das Mittel, der Weg: Meditation zeigt dir, was gerade ist. In der Meditation erkennst und spürst du, ob du das so möchtest, ob das die Art ist, wie du leben, denken und dich spüren möchtest. Wenn ja: So weitermachen!
Wenn nein: Entscheide dich neu und korrigiere deinen Weg. In Momenten der Distanz und der Stille wirst du erkennen, was und wie. Lass die Lösungen einfach aus deinem tieferen Inneren aufsteigen und zerbrich dir nicht den Kopf. Trete für ein paar Momente zurück, halte inne, höre hin, spüre in dich hinein. Mach dich frei. So wird die Meditation immer mehr zu einer Insel der Ruhe, der Klarheit und der Lösungswege statt einer Prüfung, die dir deine ganze Unruhe und dein gesamtes Unwohlsein und deine Unzufriedenheit widerspiegelt. Bleib dran. Trainiere das wie einen Muskel und du wirst sehen, dass sich Schritt für Schritt und nach und nach alles ändert. Weil du dich änderst. Weil sich dein Leben ändert. Kleine, aber wesentliche Dinge. Und wenn du diesen Weg entschlossen und unbeirrt weitergehst, stellt sich die oben beschriebene Freude als großes Prickeln irgendwann von selbst ein.
Das ist der Zusammenhang zwischen Meditation und Glück: Sich in guten Zeiten die Freiheit zu nehmen, all das Tolle zu sehen und zu würdigen. Und in schlechten Zeiten einatmen, ausatmen, dich selber, die anderen und die Welt sein lassen. Dir die Worte von Jon Kabat-Zinn an den Spiegel schreiben: „Solange du atmest, ist mehr an dir gesund als krank.“ Die Wellen nicht aufhalten, sondern auf ihnen surfen und nicht das Vertrauen darin verlieren, dass auch wieder ruhigere Zeiten kommen werden. Im schlimmsten Falle „zerbrochen und doch ganz“ (Saki Santorelli) weiter durch das Leben gehen.
Ich wünsche dir viel Glück und Ruhe auf diesem Weg und freue mich, wenn wir einmal zusammen in die Stille der Meditation gehen. Herzlich willkommen!
______________________
Fotos: Pixabay