Meditation: Der Weisheit der Wut lauschen

Alle Gefühle, denen wir widerstreben, dauern an oder verschlimmern sich sogar. Wie wäre es, dich statt dessen die Wut im Körper spüren zu lassen? Die Wut zuzulassen, ohne sie auszuleben?

  • Denke an eine Situation, in der du das Gefühl hattest, von jemandem verletzt zu werden – vielleicht indem die Person absichtlich oder unabsichtlich deine Bedürfnisse übergangen oder deine Grenzen überschritten hat.

  • Stelle dir die Situation noch einmal genau vor: Was ist passiert? Was wurde gesagt?

Die Wut spüren

  • Spüre jetzt deinen ganzen Körper. Wie fühlt sich dein Körper jetzt an?

    Es kann helfen, die Empfindungen von Kopf bis Fuß zu scannen:

    Spürst du vielleicht Anspannung im Unterkiefer, im Nacken, in den Armen und Händen? Ist dir warm oder eher kalt? Wie fühlt sich dein Brustraum an – weit oder eng? Wie schnell schlägt dein Herz?

    Erspüre neugierig die Empfindungen. So als ob du dich mit ihnen vertraut machen, die kennenlernen wolltest: „Aha, schau, mein Nacken/unterer Rücken spannt sich an, wenn ich an die Verletzung denke!“

    Versuche, diese möglicherweise unangenehmen Empfindungen für diesen Moment so sein zu lassen, wie sie gerade sind und versuche nicht, sie zu verändern.

Die Wut liebevoll anerkennen

  • Erkenne deine Gefühle freundlich an, als ob eine gute Freundin/ein guter Freund dich mit diesem Schmerz sehen würde: „Meine Liebe/mein Lieber, ich sehe deine Wut. Es ist verständlich, dass du wütend bist, da du dich angegriffen, übergangen, nicht respektiert fühlst. Du darfst wütend sein. Es tut mir leid, dass du so verletzt wurdest…“

  • Vielleicht zeigen sich jetzt weichere Gefühle wie Traurigkeit oder Einsamkeit. Umsorge dich liebevoll, so wie du es brauchst. Und so lange, bis du dich getröstet und verstanden fühlst.

Wenn es für dich möglich war, die Wut zu spüren und anzuerkennen, dann lade ich dich ein, deine Grenzen zu erforschen. Du kannst die folgenden Fragen bei geschlossenen Augen in deinem Inneren bewegen, Antworten lauschen und diese vielleicht notieren.

Innere und äußere Grenzen setzen

  • Was will deine Wut dir in dieser Situation sagen? Gibt es etwas, was du von dieser Wut lernen könntest?

  • Wie kommt es deiner Meinung nach dazu, dass deine Grenzen überschritten wurden? Was hast du dazu beigetragen? Was hat die andere Person dazu beigetragen?

  • Was und wo sind deine Grenzen in dieser Situation?

  • Wie kannst du dich gegen diese Grenzüberschreitungen jetzt und in Zukunft schützen?

  • Gibt es etwas, das dich davon abhält, dich zu schützen? Vielleicht die Angst, abgelehnt zu werden?

  • Wenn du dir eine mutige und wohlwollend beschützende Person an deiner Seite vorstellst, die dich bedingungslos liebt: Wo würde sie in dieser Situation die Grenze setzen? Wie würde sie diese stellvertretend für dich aufrechterhalten?

  • Wenn du hilfreiche Grenzen erkannt hast, dann kannst du zur Unterstützung wiederholen: „Ich beschließe, mich und meine Grenzen von nun an zu achten.“

    Was hast du für dich entdeckt? Selbst mitfühlend Grenzen zu setzen kann viele Formen annehmen. Das kann zu klarerer Kommunikation und einem zufriedeneren Miteinander führen. In anderen Fällen, wenn das Gegenüber keinen Respekt zeigt oder nicht zuhört, kann es selbst mitfühlend sein, dich zu schützen. Aus Achtung vor dir selbst übernimmst du aktiv Verantwortung für dein Wohlbefinden und handelst weise.

Selbstmitgefühl bedeutet, dich aus Selbstachtung zu schützen und zu behaupten.

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Text abgewandelt entnommen aus dem Buch:

Christine Brähler; Selbstmitgefühl entwickeln. Liebevoller werden mit sich selbst. München 2015

Foto: Pixabay

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