Meditation: Wut und Vergebung

Selbstmitgefühl kann dir helfen, einen heilsameren Umgang mit Wut zu entwickeln. Das ist allerdings eine der höheren Künste!

Wie gehst du normalerweise mit Wut um?

Neben einer allgemeinen physiologischen Prägung, die du mit allen Menschen teilst, ist dein Umgang mit Wut auch von deinem Temperament, deiner Kultur und deiner Ursprungsfamilie geprägt.

Ausdrucksformen von Wut

Man unterscheidet verschiedene Ausdrucksformen von Wut:

  • Aktive Ausdrucksformen

    – Mobbing: Abwerten und Demütigen anderer

    – Egoismus, Größenwahn, Selbstgerechtigkeit

    – manisches, impulsives und unberechenbares Verhalten

    – verbale Androhungen oder Angriffe

    – körperliche Aggression gegenüber Dingen oder Menschen

  • Passive Ausdrucksformen

    – Vermeidung von Konflikten und Wut

    – sich selbst die Schuld geben

    – nachgeben und sich unterordnen

    – Gleichgültigkeit und scheinbare Coolness

    – insgeheim Wut anstauen und hintenrum ausleben durch Tratschen,

    Hintergehen, Austricksen, Anschweigen

    – zwanghaftes Verhalten

Unterdrückte Wut

Vielleicht erkennst du dich in einer oder mehreren dieser Ausdrucksformen wieder? Hat diese schon negative Auswirkungen in deinem Leben gehabt? Hat sie vielleicht deine psychische oder körperliche Gesundheit beeinträchtigt? Oder deine Beziehungen? Wenn du dazu neigst, nachzugeben und Wut zu vermeiden, hast du eventuell das Gefühl für deine persönlichen Bedürfnisse und Grenzen verloren? Vielleicht fühlst du dich von deinem Gegenüber nicht gesehen oder ungerecht behandelt, weißt aber nicht, wie du deine Bedürfnisse erfüllen kannst? Vielleicht frisst du deine Wut in dich hinein, aber deine Gedanken kreisen weiter um die Verletzung und du wirst immer unzufriedener mit dir selbst?

Die Neigung, Wut zu unterdrücken, geht oft mit einer Angst vor Wut einher. Vielleicht hast du Angst vor der Kraft, die Wut in dir freisetzt, und dass du dadurch zu einer cholerischen Person mutieren könntest? Vielleicht war ein Elternteil jähzornig und du möchtest auf keinen Fall auch so werden? Vielleicht hast du Angst, von andern abgelehnt zu werden, wenn du deine Bedürfnisse und Grenzen äußerst und dafür einstehst?

Wut zu unterdrücken kann sich als ein natürlicher Schutzmechanismus in frühen Jahren entwickelt haben. Forschungsergebnisse weisen aber darauf hin, dass das wiederholte Unterdrücken von Wut unserer seelischen und körperlichen Gesundheit schadet. Offenbar werden dadurch Depressionen und psychosomatische Beschwerden im Bereich des Herz-Kreislauf- und des Magen-Darm-Systems gefördert. Auch kann es sein, dass sich die lang unterdrückte Wut irgendwann durch einen schwer kontrollierbaren Wutausbruch Bahn bricht.

Die Wut ausleben

Das andere Extrem, das Ausleben der Wut, ist schädlich für dein Gegenüber und dich selbst. Menschen, die zu feindseligen Gefühlen neigen und diese ungezügelt ausdrücken, zeigen oftmals ein erhöhtes Risiko, an koronaren Herzleiden zu erkranken. Obwohl der Wunsch nach Rache und Vergeltung in einem Moment der Demütigung und Ohnmacht stark sein kann, ist das Auge-um-Auge-Prinzip nicht wirklich hilfreich und zielführend.

Weder das Unterdrücken noch das Ausleben von Wut durch Aggression und Racheakte helfen dir, die durch erlebte Missachtung entstandene Verletzung zu heilen. Besser geeignet ist dafür ein Mittelweg, den ich demnächst hier vorstelle.

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Text abgewandelt entnommen aus dem Buch:

Christine Brähler; Selbstmitgefühl entwickeln. Liebevoller werden mit sich selbst. München 2015

Foto: Pixabay

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