Warte einen Tag ab, an dem du in guter Stimmung erwachst, an dem dein Herz für die Welt offen ist. Wenn diese Tage bei dir eher selten sind, dann nimm einfach den Tag, der der Sache am nächsten kommt.
Bevor du zur Arbeit gehst, fasse den festen Beschluss, dass du heute Morgen nach der „edlen“ Qualität von mindestens drei Menschen Ausschau halten wirst. Bewahre diese Absicht im Herzen, während du mit diesen Menschen sprichst oder arbeitest. Achte darauf, wie deine Einstellung deine Interaktion mit diesen Menschen beeinflusst, wie sie auf dein Herz wirkt, wie sie deine Arbeit verändert.
Wiederhole diese Übung an fünf anderen guten Tagen.
Wenn du an fünf Tagen je drei Menschen auf diese Weise zu sehen geübt hast, fasse den festen Beschluss, einen ganzen Tag lang die innere Güte so vieler Menschen wie nur möglich zu erkennen. Natürlich ist dies bei manchen Menschen schwieriger als bei anderen. Hebe dir diese Kandidaten für später auf. „Trainiere“ zuerst mit jenen, deren edle Qualität und innere Schönheit für dich leichter zu erkennen ist. Wenn du dies einen Tag lang nach bestem Vermögen geübt hast, solltest du etwa einen oder zwei Monate lang einen Tag pro Woche dieser Praxis widmen.
Schließlich wird es dir ganz natürlich vorkommen, die innere Güte in den Menschen zu sehen, mit denen du zu tun hast. An diesem Punkt solltest du deine Praxis ausdehnen. Auf mehrere Tage beispielsweise. Übe auch mal an stressgeladenen Tagen. Schließe auch Fremde und schwierige Menschen ein, bis dein Herz lernt, alle Menschen, die dir begegnen, anzuerkennen und zu schätzen. Dein Ziel ist es, so viele Wesen wie möglich mit stillem, liebevollem Respekt zu behandeln. Gehe durch deinen Tag, als wärst du der Dalai Lama persönlich – undercover natürlich.
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Die Übung stammt – leicht abgewandelt – aus dem Buch: „Das weise Herz“ von Jack Kornfield, München 2008
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