Gedanken zur Meditation
Gerne stelle ich hier immer mal wieder eine bunte Auswahl verschiedener Meditationsübungen vor. Heute fasse ich ein paar Gedanken zur Meditation zusammen.*
1. Alles willkommen heißen
Bei allen Arten der Meditation geht es letztlich darum, alles willkommen zu heißen, was da ist. Übe dich darin, alle Empfindungen einzuschließen. Öffne weit die Tore deines Bewusstseins und heiße jeden Gedanken, jedes Gefühl und jede Körperempfindung willkommen, ohne zu sie bewerten. Sie alle entstehen und vergehen wie die Wolken am Himmel, ohne dich wirklich aus dem Gleichgewicht bringen zu können.
Zu Beginn kommt es dir vielleicht so vor, als würde deine Aufmerksamkeit wie ein kleiner Welpe nach hier und dort gelockt. Bleibe trotzdem dabei, immer wieder zu deinem weiten Geist zurückzukehren.
Nach einer längeren Phase des Übens stellst du wahrscheinlich fest, dass dein Geist während der Meditation schneller zur Ruhe kommt. Das liegt daran, dass du allmählich deine Konzentration stärkst und stabilisierst. Dabei bemerkst du früher oder später, dass dein Geist nicht mehr so viel Macht über dich hat und du mehr Momente der Ruhe und des Friedens erlebst.
2. Disziplin
Selbstdisziplin ist die Fähigkeit, etwas immer wieder zu tun.
Als Erstes entscheidest du dich dafür, regelmäßig zu meditieren und hältst dich auch daran. Dieser Prozess umfasst i.d.R. fünf Phasen:
1. Du bist motiviert, mit dem Stress und Schmerz des Lebens anders umzugehen,
2. du beabsichtigst fest, jeden Tag mindestens 20 Minuten zu meditieren,
3. du reservierst dafür eine bestimmte Zeit und einen bestimmten Ort,
4. du hältst durch und
5. du kommst allmählich immer mehr in Fahrt.
Als Zweites bleibst du konsequent dran, Tag für Tag. Genauso wie du nicht von heute auf morgen für einen Marathon fit wirst, braucht es Zeit, Geduld und Konsequenz, die Meditation als festen Bestandteil in dein Leben zu integrieren. Wenn du meditierst, entwickelst du gewisse mentale und emotionale Muskeln wie Konzentration und Achtsamkeit.
Drittens brauchst du Selbstbeherrschung, und zwar auf dem Kissen wie in deinem Leben. Bodian schreibt: „Allgemein gesagt ist Selbstbeherrschung die Qualität des Geistes, die Sie davon abhält, jedem Impuls oder Wunsch nachzugeben, der durch Ihr Gehirn schießt, und die Ihnen hilft, nützliches und förderliches von unnützem oder sogar schädlichem Verhalten zu unterscheiden.“
3. Mühelose Anstrengung
Wenn Disziplin die Fähigkeit ist, etwas immer wieder zu tun, ist Anstrengung die Qualität der Energie, die du für die Meditation aufbringst. Dabei sind drei Komponenten wesentlich: Energie, Ernsthaftigkeit und Mühelosigkeit.
Energie
Je mehr Energie du aufwendest, desto mehr bekommst du zurück. Bodian: „Je ergebener Sie Ihre Meditation ausüben, desto mehr zapfen Sie eine scheinbar unbegrenzte Quelle der Energie an.“ Es geht beim Meditieren darum, dich zu entspannen und öffnen, während du gleichzeitig deinen Geist fokussierst. „Es ist diese einzigartige Balance zwischen dem Aktiven und Passiven, zwischen Yang und Yin, die für die Meditation charakteristisch ist.“
Ernsthaftigkeit
Die Ernsthaftigkeit bringt deinen Geist immer wieder zu deinem Fokus, wie z.B. dem Atem, zurück. Egal, welche Gedanken und Gefühle dich wegzulocken versuchen, du bleibst einfach unbeeindruckt auf deinem Weg und lässt dich nicht ablenken. Die ernsthafte Entschlossenheit hilft dir, weder zu kämpfen noch aufzugeben.
Mühelosigkeit
Mühelosigkeit bedeutet, einen guten Weg zwischen verbissener Anstrengung und egalitärer Lockerheit zu finden. „Die Meditation erfordert eine permanente Verlagerung der Balance zwischen Yang und Yin, zwischen treiben und folgen, zwischen Anstrengung und Mühelosigkeit. Die Konzentration ist das Yang der Meditation – fokussiert, mächtig, durchdringend -, und das rezeptive Bewusstsein ist das Yin – offen, (…), aufnehmend“. Mit einiger Übung kannst du dich auf ganz natürliche Weise konzentrieren. Du bist in der Lage, dich zu entspannen und deine Aufmerksamkeit für alles zu öffnen, was auftaucht. Du kannst mit müheloser Anstrengung einfach nur sein. Das ist das eigentliche Ziel der Meditation.
4. Paradoxien
Zusätzlich zur mühelosen Anstrengung stellt dich die Meditation vor eine Reihe von Paradoxien. Diese kann der Geist nicht ganz begreifen, sind aber für den Körper und das Herz leicht verständlich. Die Praxis der Meditation wird durch die folgenden Haltungen unterstützt:
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Ernst, aber leichtherzig:
Bei der Meditation geht es letztendlich darum, heller und leichter durchs Leben
zu gehen. Wenn du dabei Fortschritte machen möchtest, kommst du an einer gewissen Ernsthaftigkeit nicht vorbei.
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Wach, aber entspannt:
Lerne, die beiden Qualitäten der Wachheit und Entspannung bei deiner Meditation ins Gleichgewicht zu bringen. Wenn du dich zu sehr entspannst, schläfst du ein. Wenn du zu angespannt bist, verspannst du dich leicht.
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Spontan, aber kontrolliert:
Bleibe vollkommen gegenwärtig und im Augenblick. Sei offen für alles, was in deinem Bewusstsein auftaucht, ohne impulsiv zu werden, in Phantasie zu schwelgen oder deinen Launen nachzugeben.
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Engagiert, aber leidenschaftslos:
Wenn du fokussiert und aufmerksam bist, vermeidest du es, dich in die emotional aufgeladenen Geschichten zu verstricken, die dein Geist spinnt.
Also, was meinst du?
Ich meine, es lohnt sich. Es lohnt sich total, auf allen Ebenen. Nein, es läuft nicht von selbst und braucht Übung. Aber, wie sage ich so gern!? – WIR SIND MEISTER, DIE ÜBEN! Und lass uns das gerne zusammen tun, das macht es auf jeden Fall leichter!
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*Ich beziehe mich dabei auf die Ausführungen im Buch: Stephan Bodian: So leicht geht Meditation für Dummies, München 2015.
Foto: Pixabay