Um die unermessliche Qualität des Gleichmuts und des inneren Friedens zu entwickeln, setze dich ruhig und bequem hin. Schließe die Augen. Richte deine Aufmerksamkeit sanft auf den Atem, bis dein Körper und dein Geist ruhig werden.
Denke einen Augenblick lang über die Vorzüge eines ausgeglichenen Geistes nach. Spüre, welch ein Geschenk es ist, wenn du der Welt um dich herum mit einem friedvollen Herzen begegnen kannst. Entwickele ein inneres Gefühl der Ausgeglichenheit und Leichtigkeit. Dann wiederhole mit jedem Atemzug Sätze wie:
Beim Einatmen beruhige ich meinen Körper.
Beim Ausatmen beruhige ich meinen Geist.
Möge ich ausgeglichen sein.
Möge ich Frieden empfinden.
Bleibe bei diesen Sätzen, bis du in Körper und Geist völlig ruhig geworden bist.
Dann lasse diese innere Ruhe zur raumhaften Gleichmut werden. Mache dir bewusst, dass alles Geschaffene vergeht, wie es entsteht: Freude und Leid, angenehme und schmerzhafte Ereignisse, Menschen, Gebäude, Tiere, Völker, ja ganze Kulturen. Ruhe in deren Mitte.
Möge ich lernen, dem Entstehen und Vergehen der Dinge
mit Gleichmut und innerer Ruhe zu begegnen.
Möge ich offen und ausgeglichen und friedvoll sein.
Wenn du dieses Gefühl des Gleichmuts fest verankert hast, stelle dir nach und nach die von dir geschätzten Menschen vor. Rezitiere dieselben Sätze mit Bezug auf sie:
Mögest du lernen, dem Entstehen und Vergehen der Dinge
mit Gleichmut und innerer Ruhe zu begegnen.
Mögest du offen und ausgeglichen und friedvoll sein.
Umgebe das Bild jeder einzelnen Person mit Frieden. Tue dein Bestes, ohne das Resultat zu bewerten. Atme ruhig ein und aus, während du allen Frieden wünschst. Wiederhole deine Sätze, was auch immer in deinem Geist auftauchen mag.
Wenn die Qualität von Gleichmut und innerem Frieden stärker wird, kannst du die Meditation auf andere Menschen ausdehnen. Beginne mit deinen Wohltätern, jenen Menschen, die dir Gutes getan haben. Stelle dir jede Person einzeln vor und rezitiere die oben aufgeführten Sätze. Schenke diesen Menschen den Segen des Friedens. Dann mache weiter mit Freunden, Nachbarn, neutralen Menschen, Tieren, allen Wesen, der ganzen Erde.
Möget ihr lernen, dem Entstehen und Vergehen der Dinge
mit Gleichmut und innerer Ruhe zu begegnen.
Möget ihr offen und ausgeglichen und friedvoll sein.
Erst dann nimmst du auch Menschen in diesen Gedankengang mit auf, mit denen du Probleme hast oder die du als deine Feinde erachtest. Mögen auch sie Gleichmut und Frieden finden.
Dabei vergegenwärtigt man sich traditionell, dass alle Menschen von ihrem angesammelten Karma beeinflusst werden. Alle Wesen ernten die Früchte ihrer Taten. Ihr Leben entsteht und vergeht aufgrund der von ihnen angesammelten Ursachen. Wenn du sie noch so sehr magst, bist du nicht in der Lage, an ihrer Stelle zu handeln, loszulassen oder zu lieben. Wenn du das Herz befreien möchtest, ist folgendes Gebet sehr hilfreich:
Dein Glück und dein Leid sind von deinen Taten abhängig, nicht von meinen guten Wünschen.
Wenn du auf diese Weise voller Weisheit über die Wesen und ihr Handeln nachgedacht hast, kannst du wieder zu den einfachen Sätzen der Gleichmut zurückkehren:
Mögest du lernen, dem Entstehen und Vergehen der Dinge
mit Gleichmut und innerer Ruhe zu begegnen.
Mögest du offen und ausgeglichen und friedvoll sein.
Mache diese Praxis solange und so oft du möchtest.
Atme ein und aus und lasse das Herz in der natürlichen Ruhe des großen Friedens verweilen.
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Die Übung stammt – leicht abgewandelt – aus dem Buch: „Das weise Herz“ von Jack Kornfield, München 2008
Foto: Pixabay