Meditation: Entstehung und Auflösung des Selbst

Das Selbst entsteht Augenblick für Augenblick in einem Prozess, den du in deiner Beobachtung nachvollziehen kannst. Es erwacht zum Leben, wenn wir uns mit einem Teil unserer Erfahrung identifizieren und sie mit „Ich“ oder „mein“ etikettieren: mein Körper, meine Persönlichkeit, meine Ansichten, meine Sachen.

Mit Achtsamkeit können wir das Entstehen und Vergehen des Selbst wahrnehmen. Wir können sehen, wie es ist, wenn die Identifikation mit dem Selbst stark ist, wenn sie schwach ist oder gar nicht vorhanden.

 

Wähle einen Tag aus, an dem du dein Selbstgefühl erforschst.

An diesem Tag hältst du alle halbe Stunde inne und stellst fest, wie stark dein Selbstgefühl gerade ist.

Zu welcher Tageszeit ist es am stärksten?

In welchen Rollen/Situationen?

Wie fühlt es sich an, wenn das Selbst stark ist?

Wie fühlt sich der Körper dann an?

Wie reagieren andere auf dieses starke Selbst?

Was würde passieren, wenn du dich in derselben Situation weniger mit deinem Selbst identifizieren würdest?

 

Achte darauf, wann du dich weniger oder gar nicht mit dem Selbst identifizierst.

Lässt das Selbstgefühl nach, wenn du dich entspannst oder wenn du dich zum Schlafen umdrehst?

Wie fühlt es sich an, wenn du deine Rollen einmal auf die leichte Schulter nimmst?

 

Experimentiere:

Kümmere dich um alles, aber nimm nicht alles persönlich.

Läuft alles noch gut, wenn dein Selbst weniger oder gar nicht in den Vordergrund tritt?

 

Spiele mit deinem Selbstgefühl.

Welche Ideen, Empfindungen und Emotionen bewirken eine stärkere Identifikation?

Welche kannst du leicht los lassen?

Und was geschieht, wenn du den Spieß einmal umdrehst und die Eindrücke los lässt, die du gewöhnlich mit einem starken Selbst beantwortest?

Und dich mit jenen identifizierst, die zu einem schwachen Selbstgefühl führen?

 

Werde dir der Vergleiche bewusst, die du im Geist ständig ziehst.

Merkst du, wie das Selbstgefühl entsteht, sobald du dich mit anderen vergleichst?

Wie fühlt sich dieses Selbst an, wenn du daran fest hältst?

Und wenn du es los lässt?

Mache dir bewusst, was passiert, wenn du kritisiert wirst.

Wenn jemand dich beleidigt oder herabsetzt, wird dein Selbsteindruck dann nicht sofort stärker?

 

Wenn du dich sehr stark identifizierst, wirst du ängstlich, aufgeregt, zornig.

Ohne diese starke Identifikation kannst du vielleicht über den Vorfall lachen.

 

Zu guter Letzt solltest du es noch damit versuchen:

Tue so, als hättest du kein Selbst.

Betrachte den Strom deiner Erfahrungen wie einen Film oder einen Traum, also ohne das Ganze wirklich ernst zu nehmen.

Fühlst du Erleichterung?

 

Statt der Star deines Filmes zu sein, kannst du dir ja vorstellen, du säßest im Publikum.

Sieh zu, wie alle Akteure agieren, „du selbst“ eingeschlossen.

Entspanne dich ohne Selbstgefühl und ruhe im Gewahrsein.

Sieh zu, wie dein Leben sich abspielt, wenn du nicht anhaftest.

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Die Übung stammt – leicht abgewandelt – aus dem Buch: „Das weise Herz“ von Jack Kornfield, München 2008

Foto: Pixabay

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