Meditationen zur Herzöffnung

Meditationen zur Herzöffnung

Die großen meditativen Traditionen lehren, dass du bei der Meditation die Energie deines Herzens kultivieren kannst. Das heißt konkret, dass du Energien wie Freude, Frieden, Hingabe, Liebe oder Mitgefühl bewusst fördern kannst. In Südostasien wird die Kultivierung eines offenen Herzens traditionell als das Fundament betrachtet, auf dem die Meditationsübung beruht. Man lernt dort, Großzügigkeit, Geduld und liebende Güte zu entwickeln, bevor man zu meditieren lernt. In Tibet widmen Meditierende den Nutzen jeder Meditation vor allem auch dem Frieden und dem Wohlbefinden aller Wesen.

 

Offene und geschlossene Herzen

Bodian* schreibt: „Wie Sonnenlicht wärmt und nährt das Strahlen eines offenen Herzens jeden, auf den es trifft. Aber das Herz ist häufig, wie die Sonne, von Wolken umgeben und verdeckt, die hier die Form schwieriger Emotionen und Geisteszustände wie Furcht, Ärger, Urteil und Zweifel annehmen. Wenn Sie meditieren, verscheuchen Sie allmählich einige dieser Wolken, indem Sie Ihren erregten Geist beruhigen.“

Und er schreibt: „Ich brauche wohl nicht zu sagen, dass Sie nicht mit einem geschlossenen Herzen geboren wurden. Wie jeder weiß, der jemals Zeit mit einem Neugeborenen verbracht hat, haben Babys Herzen, die Liebe ausstrahlen wie die Sonne Wärme in den Tropen. Aber wenn sie aufwachsen, zwingen die Stöße und Kratzer und Härten des Lebens sie allmählich, ihre Empfindsamkeit und andere zarte Gefühle mit einer Schicht der Zähigkeit und Abwehr zu schützen. Diese Schicht umgibt Ihr Herz und schließt es ein, um Ihre Verletzlichkeit zu schützen – aber auch um Ihre eigene Liebe einzusperren und die Liebe anderer Leute davon abzuhalten einzudringen.“

Kennst du das?

  • Nein?

    Herzlichen Glückwunsch, dann brauchst du hier nicht weiter zu lesen und ich wünsche dir weiterhin ein wunderbares Leben! Ach, bitte, könntest du noch dein Rezept mit uns teilen!?!

  • Ja?

    Dann lies bitte weiter und wir versuchen zusammen, eine Lösung und einen gangbaren Weg zu finden.

Dinge, die das Herz verschließen

Wir verschließen unser Herz, automatisch oder absichtlich, wenn wir uns vor unangenehmen oder bedrohlichen Gefühlen schützen wollen.

Einige Faktoren, die das Herz verschließen:

  • Angst

    Wenn du Angst hast, dich angegriffen oder manipuliert fühlst, verschließt du zu deinem Selbstschutz dein Herz.

  • Ärger

    Wenn du Ärger, Bitterkeit und alte Verletzungen in deinem Herzen ansammelst, verschließt du dein Herz dem Leben gegenüber.

  • Begehren und Anhaften

    Solange du eine bestimmte Vorstellung davon hast, wie das Leben zu sein hätte, verschließt du dein Herz, wenn es anders läuft. Auch die Furcht davor, etwas Schönes und Geliebtes zu verlieren, verschließt dein Herz.

  • Kummer

    Wenn dein Herz voller nicht überwundenem Kummer ist, willst du es nicht öffnen, weil du den Schmerz nicht spüren willst.

  • Neid

    Wenn du neidisch auf andere bist, weil sie etwas haben, was du auch gerne hättest, wird dein Herz ganz eng.

  • Schmerz

    Wenn sich Schmerz und Verletzung in dir aufstauen, mauerst du dein Herz womöglich komplett zu.

  • Selbstzentriertheit

    Wenn du glaubst, dass du einsam und alleine auf der Welt bist und dich von allen anderen abgeschnitten fühlst, dann verschließt sich dein Herz.

Gründe für Herzöffnung

Alle Menschen verschließen ihr Herz immer mal wieder in bestimmten Situationen. Das ist menschlich und natürlich. Wir können aber trotzdem die Fähigkeit üben, unser Herz zu öffnen, wenn wir das wollen.

Bodian schreibt: „Für Lebewesen, die geliebt, geschätzt oder sogar verehrt werden wollen, stellen wir uns merkwürdigerweise sehr ungeschickt an, wenn es um die Erfüllung unserer Wünsche geht. Anstatt sie in der kleinen Liebesmaschine in unserer Brust selbst herzustellen, beschweren wir uns darüber, nicht genug davon zu bekommen, und suchen krampfhaft nach jemand anderem, der sie uns geben kann, (…) die Wahrheit ist, (…): Die Liebe, die Sie bekommen, entspricht der Liebe, die sie geben.“

 

Indem du liebevolle Gefühle entwickelst, kannst du dich tatsächlich selbst mit der Wärme versorgen, nach der du dich sehnst.

Einige der Vorteile:

  • Energie und Weite

    Wenn dein Herz weit offen ist, fühlst du dich wie verliebt, fröhlich, kraftvoll und lebendig.

  • Frieden und Wohlbefinden

    Wenn dein Herz voller Liebe ist, fühlst du dich friedvoll und glücklich – einfach so.

  • Gesundheit

    Liebe versprüht einen unmessbaren Lebensfunken, der nicht nur die internen Organe nährt, sondern auch dem Körper (und dem Menschen) einen Grund gibt zu leben. Sie ist beim Heilungsprozess wichtiger als jeder andere Faktor, einschließlich Diät und Übungen.“

  • Zugehörigkeit und Verbundenheit

    Wenn du dein Herz für andere Menschen öffnest, fühlst du dich auf natürliche Weise mit ihnen verbunden.

Und wenn du jetzt glaubst, das ist hier alles nur für Softies und Weicheier, so Love-and-Peace-mäßig und so weiter, dann mach dir Folgendes klar:

Es braucht jede Menge Mut und Kraft, dich deiner eigenen tiefen Angst und Negativität zu stellen und bereit zu sein, dein Herz auch unter den garstigsten Bedingungen offen zu halten. Viel leichter ist es nämlich, dich dicht zu machen, wegzuschauen und nichts mehr spüren zu wollen.

Übung: Den zarten Punkt erforschen

Manche Meditationslehrer bezeichnen die Stelle in deinem Inneren, wo du zarte und liebevolle Emotionen verspürst, als deinen zarten Punkt. Dieser Punkt befindet sich in deinem Herzen, unter aller Rüstung. Um ihn zu erreichen, gehst du das Risiko ein, bislang vermiedene Gefühle zu spüren. Wenn du deinen zarten Punkt erreicht hast, kannst du ein Gefühl des zarten Sehnens spüren.

Schließe die Augen, atme einige Male tief durch und entspanne den Körper bei jedem Ausatmen ein bisschen mehr. Denke daran, freundlich zu dir selbst zu sein.

Stelle dir das Gesicht einer Person vor, die du als Kind sehr geliebt hast. Erinnere dich an eine Situation, in der diese Person dir ihre Liebe gezeigt hat. Erinnere dich daran, wie du diese Liebe wirklich empfangen hast und wie sehr sie dich genährt hat. Achte auf die liebevollen und zarten Gefühle, die diese Erinnerung in deinem Herzen hervorruft. Die Stelle, die du dabei besonders deutlich fühlst, ist dein zarter Punkt.

Achte darauf, ob noch andere Gefühle die Zärtlichkeit und Dankbarkeit begleiten, die du fühlst.

Falls du Schwierigkeiten haben solltest, diese Liebe wieder zu erleben: Was hindert dich? Welche Gefühle bewachen deinen zarten Punkt?

Beginne damit, den Bereich in der Umgebung des zarten Punktes zu erforschen:

– In welchem Zustand befindet sich dein Herz im Moment?

– Welche anderen Gefühle melden sich zusätzlich zu oder anstelle der Liebe?

– Bemerkst du ein Klammern um dein Herz, das es hindert, sich zu öffnen?

Nimm alles, was du findest, bewusst ohne Urteil oder Selbstkritik wahr.

Metta-Meditation/Meditation der liebenden Güte

Bei dieser Meditation lernst du, bedingungslose Liebe zu entwickeln und sie nicht nur auf andere, sondern auch auf dich selbst auszurichten.

Wähle eine bequeme Sitzposition und nimm dir einen Moment Zeit, um dich zu entspannen und einzustimmen.

Stelle dir jetzt das Gesicht einer Person vor, die du als Kind sehr geliebt hast und deren Liebe dich tief berührt hat. Spüre die liebende Gegenwart dieser wichtigen Person. Erinnere dich an eine Situation, in der diese Person dir ihre Liebe gezeigt hat und du diese Liebe auch angenommen hast. Achte auf die Dankbarkeit und Liebe, die diese Erinnerung in deinem Herzen weckt. Lasse diese Gefühle wachsen und dein Herz erfüllen. Falls sich diese Gefühle nicht sofort einstellen, mach dir keinen Kopf und tu einfach dein Bestes. Dehne die liebevollen Gefühle auf die geliebte Person aus. So erlebst du vielleicht einen Kreislauf der Liebe zwischen euch beiden, in dem Liebe frei gegeben und empfangen wird. Lasse zu, dass diese Liebe fließt und allmählich dein ganzes Wesen durchdringt. Lasse es zu, dass dich die Liebe erfüllt.

Wenn die liebende Güte dein Herz erfüllt, möchtest du vielleicht Wünsche ausdrücken, die dieser Liebe zugrunde liegen. Wie die Buddhisten kannst du dir sagen:

– Möge ich glücklich sein.

– Möge ich in Frieden leben.

– Möge ich gesund sein.

– Möge ich unbeschwert leben.

Wähle Worte, die zu dir passen.

Wenn du das Gefühl hast, erfüllt zu sein, stelle dir eine Person vor, die du liebst und respektierst. Nimm dir die Zeit, das Gefühl der Liebe auf diese Person auszudehnen und wähle ähnliche Worte, um deine liebevollen Absichten auszudrücken:

– Mögest du glücklich sein.

– Mögest du in Frieden leben.

– Mögest du gesund sein.

– Mögest du unbeschwert leben.

Richte jetzt den Strom der Liebe auf eine Person, zu der du ein neutrales Verhältnis hast; eine Person, die du von Zeit zu Zeit siehst, z.B. eine Kassiererin im Supermarkt. Drücke deine liebevollen Absichten ihr gegenüber in ähnlichen Worten wie gerade aus.

Nun zum schwierigsten Teil dieser Übung: Richte deine liebende Gute – so gut du kannst – auf eine Person, für du negative Gefühle empfindest, weil sie dich verärgert oder verletzt hat. Drücke deine liebevollen Absichten ihr gegenüber in ähnlichen Worten aus. Indem du die Liebe auf eine ungeliebte Person ausweitest, beginnst du, dein Herz auch unter schwierigeren Umständen zu öffnen und diese Fähigkeit damit zu trainieren.

Beende die Meditation, indem du eine Zeit lang bei den liebenden Gefühlen in deinem Herzen verweilst. Genieße dieses Gefühl.

Meditation: Leid durch Mitgefühl umwandeln

Dein Herz ist grenzenlos offen für Liebe und Mitgefühl. In dieser Meditation kannst du mit der Stärke deines Herzens dazu beitragen, eigenes und fremdes Leiden zu verwandeln.

Schließe die Augen, atme einige Male tief durch und entspanne den Körper bei jedem Ausatmen ein bisschen mehr.

Richte jetzt deine Aufmerksamkeit auf den Platz in deinem Herzen, an dem du liebende Gefühle erfährst. Das geht am leichtesten, wenn du an eine Person denkst, die du liebst.

Stelle dir jetzt dein Selbst in einem Moment von Stress, Leid oder Unzufriedenheit vor.

Ärgerst du dich über jemanden?

Hast du Angst vor einer Herausforderung?

Bist du über etwas enttäuscht?

Wenn möglich, lasse Mitgefühl zu – mit dir selbst und deinem Leiden.

Lasse beim Einatmen dein Leid in dein Herz strömen. Lasse beim Ausatmen eine beruhigende, umsorgende, mitfühlende Energie aus deinem Herzen herausströmen. Lasse dich von dieser Energie umhüllen und erfüllen. Als Hilfe kannst du dir Das Leid als heiß, dunkel und schwer und die beruhigende Energie als kühl, licht und leicht vorstellen.

Atme noch einen Moment Leid ein und Mitgefühl aus.

Stelle dir jetzt eine schwierige Situation vor, die du kürzlich erlebt hast, oder eine noch vor die liegende Herausforderung. Achte auf die Gedanken und Gefühle, die dadurch auftauchen.

Stelle dir auch die anderen beteiligten Personen vor: Was denken und fühlen sie vielleicht? Enthalte dich jeder Form von Schuldzuweisung. Sieh nur die Situation und das Leid auf allen Seiten so klar und sachlich wie möglich.

Lasse beim Einatmen alles Negative in Form von Angst, Ohnmacht, Streit und Wut in dein Herz strömen. Lasse beim Ausatmen positive Energie in Form von Frieden, Mitgefühl und Verständnis aus deinem Herzen hinausströmen.

Atme noch einen Moment Leid ein und Mitgefühl aus.

Beende jetzt deine Meditation und erlaube deinem Herzen, so offen zu bleiben, wie du gerade kannst und magst.

Meditation: Dankbarkeit kultivieren

Diese Übung dient dazu, Wertschätzung gegenüber dir selbst zu erwecken.

Setze dich bequem und aufrecht hin, atme einige Male tief durch, entspanne deinen Körper und schließe die Augen.

Verbringe einige Minuten damit, dir all die guten Dinge ins Bewusstsein zu rufen, die dir in den vergangenen 24 Stunden passiert sind.

Denke danach an all die guten Dinge, die du in denselben 24 Stunden getan hast.

Lasse zu, dass du Wertschätzung und Dankbarkeit für diese besonderen Momente fühlst.

Denke auf dieselbe Weise über die gesamte letzte Woche nach. Vergiss nicht, dabei zu atmen!

Wenn du noch kannst und magst, dehne die Meditation allmählich auf den vergangenen Monat und das vergangene Jahr aus. Rufe dir so deutlich wie möglich alle angenehmen, fröhlichen und glücklichen Momente ins Gedächtnis, die du erlebst hast. Denke an all die guten Dinge, die du getan hast und an all die Situationen, in denen du von anderen unterstützt und beschenkt wurdest.

Lasse zu, dass Gefühle von Dankbarkeit und Wertschätzung wie eine warme Welle durch dein Herz fließen.

Spüre noch eine Weile nach und beende dann die Meditation. Genieße das warme Gefühl in deinem Herzen.

 

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*Stephan Bodian: So leicht geht Meditation für Dummies, München 2015

die beschriebenen Übungen stammen – in abgewandelter Form – ebenfalls aus diesem Buch.

Bilder: Pixabay

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