Meditations-Übung: Loslassen

 

Loslassen bedeutet nicht, dass du das Wissen ablegst, das du in der Vergangenheit gesammelt hast. Das Wissen um die Vergangenheit bleibt dir.

Loslassen heißt nur, dass du die Bilder und Emotionen, Ängste und Enttäuschungen, Bindungen und Frustrationen gehen lässt, die deinen Geist einengen. Das ist, als würdest du eine Tasse leeren. Du bist frei, sensibel, frisch, offen und wach.

Wenn du dich im Loslassen üben möchtest, setze dich ruhig und bequem hin. Richte deine Aufmerksamkeit sachte auf Körper und Atem. Entspanne dich einige Minuten in die Gegenwart hinein.

Nun richte deine Aufmerksamkeit auf jede Geschichte, Situation, Empfindung oder Reaktion, von der du das Gefühl hast, dass es an der Zeit ist, sie gehen zu lassen. Gib dem Phänomen einen Namen (z.B. Betrug, Trauer, Angst, Spannung usw.) und gib ihm genügend Raum, um da zu sein. Lasse es ohne Widerstand zu, halte es locker im Herzen des Mitgefühls.

Vergiss nicht, zu atmen. Spüre, wie unglücklich es dich macht, dass du an diesem Phänomen festhältst. Frage dich: „Muss ich diese Geschichte immer wieder durchspielen? Muss ich an diesem Verlust, diesem Gefühl wirklich festhalten? Oder ist es an der Zeit, es gehen zu lassen?“ Dein Herz kennt die Antwort. Frage dich, ob es wirklich klug ist, dich jetzt von dieser Anhaftung zu lösen. Spüre die Erleichterung, das Wohlgefühl, das sich ausbreitet, sobald du deinen Griff lockerst.

Nun sage sanft zu dir selbst: „Loslassen, loslassen.“ Immer und immer wieder. Lasse Körper und Herz weich werden. Lasse die Gefühle, die in dir aufsteigen mögen, abfließen wie Wasser aus der Badewanne. Lasse alle Bilder gehen, alle Überzeugungen, alle Selbstgerechtigkeit, alle Gefühle der Wertlosigkeit und Scham. Lasse alles los. Spüre den Raum, der weiter wird, wenn du das tust. Spüre, wie das Herz locker lässt, wie der Körper sich öffnet.

Nun richte deine Aufmerksamkeit auf die Zukunft. Wie sieht dein Leben aus, wenn du das fragliche Phänomen los bist? Spüre die Freiheit, die wieder gewonnene Unschuld, die Leichtigkeit, die das Loslassen mit sich bringt! Sage noch ein paar Mal: „Loslassen.“

Setze dich ruhig hin und achte darauf, ob diese Gefühle wiederkehren. Immer, wenn sie sich erneut bemerkbar machen, atme sanft ein und aus. Verneige dich innerlich vor deinen Empfindungen und sage: „Ich habe dich losgelassen.“

Die Bilder und Gefühle kommen möglicherweise noch häufig zurück, doch wenn du mit der Praxis des Loslassens fortfährst, werden sie irgendwann ihre Macht verlieren und gehen. Mit der Zeit lernt der Geist, dem Raum des Loslassens zu vertrauen. Mit der Zeit wird das Herz wieder leicht und du wirst frei.

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Die Übung stammt – leicht abgewandelt – aus dem Buch: „Das weise Herz“ von Jack Kornfield, München 2008

Foto: Pixabay

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