Meditations-Übung: Visualisierung

Die Visualisierung ist eines der machtvollsten Werkzeuge der buddhistischen Psychologie. Auch die westliche Psychologie setzt es ein. Bei C.G. Jung wird es „aktive Imagination“ genannt, doch auch in zahlreichen Fantasiereisen findet sie Einsatz.

Die Darstellungen des Heiligen verkörpern die archetypische Energie, die zwischen dem Reich des Formlosen und dem Reich der materiellen Form vermittelt. Die heiligen Bildwerke des Buddhismus sind sozusagen zeitlose Muster, in denen sich bestimmte weltliche Erfahrungen zeigen. Diesen heiligen Formen ist die Macht eigen, die Imagination zu berühren und all jene, die durch Sehen, Hören oder Visualisieren damit in Kontakt kommen, zu inspirieren.

Wenn du mit einer Darstellung des Heiligen arbeiten willst, dann suche dir etwas aus, das wirklich dein Herz anspricht, aus welcher spirituellen Tradition es auch immer kommen mag. Es hilft, ein klares Bild zu haben, das du während der Meditation vor dich hinstellen kannst.

Lasse deinen Blick sanft darauf ruhen. Sauge das Bild in dich auf, öffne dich für die Gefühle, die es verkörpert. Öffne und schließe sanft deine Augen. Versuche immer wieder, das Bild nach innen zu verlagern. Fange mit jenen Details an, die du leicht innerlich „nachbilden“ kannst. Wenn deine Aufmerksamkeit dann abwandert, hole sie einfach sanft an diesen Punkt zurück.

Möglicherweise brauchst du Wochen, bevor du das Bild klar sehen kannst. Allmählich wird das Bild genauer und es bleibt längere Zeit so, wie du es visualisierst. Sobald du das Bild klar vor dir siehst, stelle dir vor, wie das Objekt, das du siehst, mit strahlendem Licht gefüllt ist. Lasse dann alles Licht, alle Liebe, alle Erleuchtung, die dieses Objekt für dich verkörpert, in dich einfließen. Du wirst dich schnell sehr viel besser fühlen.

Im nächsten Schritt stelle dir vor, dass das Objekt, auf das du dich konzentrierst, in deinen Körper und deinen Geist eintritt. Lasse deine Persönlichkeit los und lasse zu, dass dieses Objekt in dein Herz eintritt und dich mit seinem Mitgefühl, seinem Mut, seiner Reinheit und lichthaften Präsenz ausfüllt. Spüre, wie es ist, innerlich zu diesem Wesen zu werden.

Verweile eine gewisse Zeit in diesem Zustand. Spüre, dass du diese Energie verkörpern kannst, dass du sie in jede Körperzelle eindringen lassen kannst, in jeden Winkel deines Bewusstseins. Sieh die Welt mit den Augen des weisen und gütigen Wesens. Spüre, dass du heilig bist. Übe dich immer wieder darin, bis dein Herz diesen Zustand als „normaler“ empfindet als deine gewöhnliche Identität.

Am Ende jeder Visualisierungsübung lasse das Bild los. Sieh es wieder vor dir. Mache dir bewusst, wie das Bewusstsein alle Erscheinungen, alle Phänomene erschafft. Kehre ins ruhige Verweilen zurück, lasse die natürliche Welt deines Körpers und deines Geistes von neuem erscheinen, durchtränkt vom Bewusstsein des Heiligen, welches diese Vision in dir erzeugt hat.

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Die Übung stammt – leicht abgewandelt – aus dem Buch: „Das weise Herz“ von Jack Kornfield, München 2008

Foto: Pixabay

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