Achtsamkeit ist bewusstes Gegenwärtigsein. Es ist die Fähigkeit, seine volle Aufmerksamkeit auf das Hier und Jetzt zu richten – in jedem einzelnen Moment. Andere Begriffe, die mitunter als Synonyme für Achtsamkeit benutzt werden, sind: Meditation, Geistesgegenwart, Wachsamkeit, Präsenz und Leben im Hier und Jetzt.
Die Essenz besteht darin, sich voll und ganz bewusst zu machen, was in diesem Moment in einem selbst und um einen herum geschieht – ohne dies zu beurteilen oder beeinflussen zu wollen. Es geht einzig und allein darum, den gegenwärtigen Zustand ebenso geduldig wie freundlich zu registrieren und zu akzeptieren.
Mit Achtsamkeit entgehst du der Neigung, unwillkürlich auf das zu reagieren, was um dich herum geschieht. Was dich wiederum in die Lage versetzt, dich selbst zu spüren und bewusste Entscheidungen zu treffen, in Übereinstimmung mit deinen eigenen Wünschen und Wertvorstellungen zu handeln und dabei deine natürlichen Grenzen zu wahren.
In Zeiten, in denen du nicht aufmerksam und gegenwärtig bist, überlässt du quasi dem inneren Autopiloten die Arbeit, was bedeutet, dass dein Leben völlig unreflektiert von Gewohnheiten, Gedanken und Gefühlen gesteuert wird. Praktizierte Achtsamkeit dagegen meint eine vorbehaltlose Akzeptanz der Wirklichkeit, ohne auf diese automatisch oder gewohnheitsmäßig zu reagieren. Das bedeutet jedoch nicht, dass Gedanken oder Gefühle ignoriert oder unterdrückt werden. Aber du analysierst und beurteilst sie nicht. Statt dessen nimmst du sie wahr, wenn sie auftauchen, und betrachtest sie als natürlichen Bestandteil des eigenen Bewusstseins.
Durch das reine Beobachten dessen, was in dir vorgeht, spürst du dich besser. Du wirst dir deiner Neigung, automatisch zu reagieren, bewusst. Du erkennst, was dich antreibt und was deine Ängste und Wünsche sind. Das verschafft dir die einzigartige Möglichkeit, auch die winzigen Stimmungs- und Energieschwankungen in dir aufzuspüren, die dir signalisieren, dass du dich allmählich gestresst und überstimuliert fühlst – und diesen Tendenzen entgegenzuwirken.
Achtsamkeit ist keine fremde neue Fertigkeit, die du mühsam erlernen musst. Denke an ein Kind, das selbstvergessen spielt. Kinder besitzen die natürliche Fähigkeit, im Hier und Jetzt zu leben, ohne Gedanken an die Vergangenheit oder Zukunft zu verschwenden. Als Kind konntest du das auch. Daher wirst du Achtsamkeit und bewusstes Gegenwärtigsein vermutlich wie ein Déjà-vu erleben. Du musst dir also im Grunde gar nichts Neues aneignen, sonder nur eine Fähigkeit wiederbeleben, die du bereits hast.
Achtsamkeit braucht regelmäßiges Training, am besten durch tägliche Meditations- und Achtsamkeitsübungen. Dabei solltest du Achtsamkeit nicht mit den Übungen gleichsetzen. Diese sind nur das Mittel, um die Fähigkeit zur Achtsamkeit im Alltag zu stärken, damit du sie jederzeit anwenden kannst, wenn du Gefahr läufst, aus dem Gleichgewicht zu geraten und aus dem Gegenwärtigsein herauszufallen.
Achtsamkeit ist eine gleichermaßen einfache und schwierige Methode. Unser Gehirn neigt dazu, ständig vom Hier und Jetzt abzuschweifen, sich in Gedanken und Gefühlen zu verlieren, die mit Vergangenheit und Zukunft zu tun haben. Dir das bewusst zu machen ist einfach. Die Schwierigkeit besteht darin, genau dieses ständige Abschweifen zu verhindern, Gedankenketten zu unterbrechen und flexibel und elegant in die Gegenwart zurückzukehren – immer und immer wieder.
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Der Text stammt – leicht abgeändert – aus dem Buch: „Seelenschutz für Hochsensible“ von Susanne Moeberg, München 2013
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