Psychotherapie – Loslassen (3)

 

6 Dinge, die dich am Loslassen hindern

Im Laufe deines Lebens entwickelst du die unterschiedlichsten Glaubenssätze, Verhaltensmuster und Ängste. Du malst dir alle möglichen Schicksalsschläge und Unglücksfälle aus. Und versuchst, dich davor zu schützen, indem du möglichst die Kontrolle über deine Mitmenschen und deine Umwelt zu bekommen versuchst.

Dabei akzeptierst du oftmals unhinterfragt Grenzen, die lediglich in deinem Kopf bestehen, und ächzt unter deren Last. Darin gleichst du den gezähmten Elefanten Nordindiens. Dort ist es üblich, ein neugeborenes Elefantenkalb mit einem Fuß an einem Baum festzubinden. Natürlich versucht es mit aller Kraft, den Strick, der es an den Baum fesselt, zu zerreißen, gibt aber nach einigen erfolglosen Versuchen auf und akzeptiert seine Fessel. Nun tauscht man den Strick gegen einen eisernen Fußring und eine Kette aus. Nach einigen Wochen wird die Kette schließlich überflüssig, da der Elefant „gelernt“ hat, dass er angekettet ist, und gar nicht mehr versucht zu fliehen. Bis zu seinem Tod bleibt er ein Gefangener seiner vermeintlichen Fessel und seines andressierten Verhaltens, während sein Fuß schon längst nicht mehr angekettet ist.

Das erste und häufigste Hindernis, das es dir so schwer macht loszulassen, sind also deine Glaubenssätze und Gewohnheiten. Deren Ursprung ist vor allem in den Botschaften zu suchen, die du als Kind und Jugendliche von deiner Umwelt empfangen hast. Diese Überzeugungen graben sich im Laufe der Jahre immer stärker in dein Denken ein. Du hast nämlich die Tendenz, deine Wahrnehmung so zu filtern, dass du deine Überzeugungen bestätigt siehst.

Das zweite Hindernis, das dich nicht loslassen lässt: Du machst dein Glück gern von äußeren Umständen abhängig. Doch auf diese Weise wirst du niemals glücklich, denn du bekommst im Leben nicht immer, was du dir sich wünschst.

Das dritte Hindernis ist die sogenannte Co-Abhängigkeit. Nach Charles Whitfield, einem Experten auf diesem Gebiet, entsteht Co-Abhängigkeit, wenn du glaubst, dass etwas außerhalb von dir selbst dir Glück und Selbstverwirklichung bringen kann. Praktisch kann das so aussehen, dass du dich rund um die Uhr um einen anderen Menschen kümmerst. In der Hoffnung auf Anerkennung für dich selbst als Helfende, interessierst du dich nur für das, was dem anderen widerfährt, statt loszulassen und dein eigenes Leben zu führen.

Das vierte Hindernis hängt mit den Zielen zusammen, die du dir setzt. Natürlich ist es wichtig, Ziele zu haben, denn sie geben deinen Bemühungen eine Richtung und bringen Struktur in dein Leben. Allerdings besteht die Gefahr, dass sie so beherrschend werden, dass du nicht mehr zwischen dir und deinen Zielen unterscheiden kannst. Du kommst du dann in eine Situation, in der du dich von deinen Zielen verabschieden musst, klammerst du dich mit aller Macht daran und schaffst es nicht, sie loszulassen. Ein erfahrener Psychiater hat einmal gesagt: „Im Arbeitsleben sehen wir uns zwei Gefahren gegenüber: Entweder glauben wir zu wenig an das, was wir tun, oder zu viel.“ Der goldene Mittelweg liegt zwischen den beiden Extremen, im Loslassen: „Ich strebe dieses Ziel an und tue alles, um es zu erreichen. Doch ich weiß auch, dass ich unter Umständen meine Ziele ändern muss.“

Das fünfte Hindernis, das dem Loslassen im Weg steht, sind die negativen Emotionen, die du möglicherweise hegst, z.B. Groll, Feindseligkeit, Abneigung, Rachegelüste und Angst. Wenn du dich aus irgendeinem Grund angegriffen, verraten, herabgesetzt, abgelehnt – mit einem Wort: verletzt – fühlst, dann empfindest du deinem „Angreifer“ gegenüber in der Regel Wut. In der Folge kreisen deine Gedanken ständig um diese Person und das, was sie gesagt oder getan hat. Du kannst nicht aufhören, darüber zu brüten, welches Leid dieser Mensch dir oder deinen Lieben zugefügt hat. So vergehen oft Jahre, ohne dass die Wunde verheilt, weil du einfach nicht loslassen kannst.

Manchmal ist es auch Angst, die sich in deinem Geist breitmacht und dich vergessen lässt, dass Unsicherheit nun einmal untrennbar mit deinem Dasein als Mensch verbunden ist. Diese Angst treibt dich dazu, dein Leben und das deiner Mitmenschen kontrollieren zu wollen. Sie raubt dir sowohl den inneren Frieden als auch das Urvertrauen, ohne das du deine innere Harmonie auch nicht wiederherstellen kannst.

Das sechste Hindernis in Bezug auf das Loslassen ist schließlich die Unfähigkeit, einen Schlussstrich zu ziehen und die Vergangenheit hinter dir zu lassen. Leckst auch du noch deine seelischen Wunden, statt sie sich schließen zu lassen? Erlaubst du deinem Schmerz nicht, zu heilen? Obwohl dir dies ermöglichen würde, nach vorn zu blicken und dein Leben für Neues zu öffnen?

Es sind hauptsächlich diese sechs Arten von Hindernissen, die viele Menschen in unerfreulichen und manchmal auch belastenden Lebenssituationen festhalten. Die gute Nachricht jedoch lautet: Jede dieser Schwierigkeiten kann gemeistert werden! Du kannst sie loslassen!

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 sinngemäß und zusammengefasst aus Rosette Poletti & Barbara Dobbs: Loslassen. Der Weg zu einem befreiten Leben. München 2014

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